Die Fragen danach, woran man traumatisierte Menschen erkennen kann oder wie das Verhalten von traumatisierten Personen aussieht, stellen meist Angehörige oder Freunde von Betroffenen. Vielleicht stellst du dir aber auch selbst die Frage „Habe ich ein Trauma?“. Im Folgenden erfährst du die häufigsten Anzeichen, aber auch die subtileren Symptome, die im Zusammenhang mit Traumatisierungen stehen können.
Anzeichen eines Schocktraumas und Entwicklungstraumas bei Betroffenen
Normalerweise denken bei dem Wort „Trauma“ an das sogenannte Schocktrauma. Auch die klassischen Traumatherapien beziehen sich auf die Arbeit mit dem Schocktrauma. Demnach beschreiben Symptome wie Flashbacks oder Intrusionen (Wiedererleben des belastenden Ereignisses durch Schlüsselreize, die an das Trauma erinnern) eigentlich Schocktraumata und eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).
Im Normalfall hat man aber eine Vermischung von Entwicklungstrauma und Schocktrauma vor sich, die einen Wechsel zwischen verschiedenen Interventionen notwendig machen. Hier zeichnen sich die Trauma-Symptome häufig subtiler ab, sodass es erschwert wird, traumatisierte Menschen zu erkennen. Zu den Symptomen zählt etwa eine Übererregung, bei der sich das ganze Nervensystem ständig auf einem sehr hohen Aktionslevel befindet.
- Schlaflosigkeit
- Depressionen
- Angst
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Wutanfälle
Wenn es nicht ein einzelnes gravierendes Erlebnis als Auslöser für ein Trauma gibt, spricht man von einem Entwicklungstrauma. Es kann etwa durch langanhaltenden Stress entstehen oder dann, wenn ein Mensch in der eigenen Kindheit unzureichend Bindung und Fürsorge von seinen Eltern erhalten hat. Da eine solche Traumatisierung über einen langen Zeitraum stattgefunden hat, setzen sich die Folgen in unserer Persönlichkeit fest. Betroffene sind häufig nicht im eigenen Körper angekommen und haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle und ihre Bedürfnisse zu erfühlen. Derart traumatisierte Menschen zu erkennen, ist nicht einfach. Daher wissen viele auch selbst nicht, dass sie unter den Folgen eines Entwicklungstraumas leiden.
Woran erkennt man eine
Traumatisierung: Verhalten von traumatisierten Menschen
Im Alltag kann man traumatisierte Menschen mit einem Schocktrauma u.a. daran erkennen, wie die Person über das traumatische Ereignis spricht. Im Grunde ist es für Betroffene nämlich nicht möglich über ein Schocktrauma zu sprechen. Entweder werden sie von der Erinnerung überwältigt oder sie dissoziieren während des Erzählens. Es gibt aber noch ein paar andere Hinweise, die auf ein Schocktrauma hinweisen:
Es wirkt, als hätte das Geschehen sich gerade erst ereignet.
Als ZuhörerInnen fühlen wir uns unwohl beim Zuhören.
Man wird in den traumatischen Sog hineingezogen und traut sich nicht, den Redefluß zu unterbrechen.
Menschen sprechen oft mit einer abgeflachten Stimme mit wenig oder fehlender Modulation.
Affektarmut – man sieht wenig Emotionen im Gesicht des Anderen.
Menschen erzählen das Ereignis unangemessen, d.h. an unangemessener Stelle oder unpassendem Ort oder mit unangemessenen Affekten wie z.B. Lachen.
Die Betroffenen werden von Gefühlen überwältigt und können diese kaum noch in sich halten.
Woran man eine vorliegende Traumatisierung NICHT erkennen kann, ist am Ereignis!
Trauma liegt im Nervensystem – also in der Reaktion des Menschen – und nicht im Ereignis. Man weiß bis heute nicht, warum manche Ereignisse für die eine Person traumatisierend sein können und für die andere nicht.
Man nimmt an, dass es mit folgenden Faktoren zusammen hängt:
die Fähigkeit zu SelbstregulationGlaubeEingebundensein in eine GemeinschaftRessourcen im LebenRessourcen zum Zeitpunkt des EreignissesZusammengefasst bezeichnet man diese Widerstandsfähigkeit als Resilienz.
Erkennen einer Traumatisierung ersetzt nicht die Diagnose
Du bist vielleicht vertraut damit, was ein Trauma ist, und du weißt nun auch, woran du traumatisierte Menschen erkennen kannst. Eine Selbstdiagnose ersetzt jedoch nicht die Diagnose durch einen erfahrenen Therapeuten. Erst durch eine sorgfältige Untersuchung können Traumata abgeklärt, Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen oder sogar eine Überlagerung von mehreren psychischen Erkrankungen erkannt werden.
Das Erkennen, dass eine Traumatisierung den eigenen Symptomen, dem eigenen Leiden zu Grunde liegt, kann sich anfühlen, wie endlich einen Schlüssel zu sich selbst gefunden zu haben. Dann kann man endlich den passenden Weg zur Traumabewältigung gehen oder eine Traumatherapie , etwa im Rahmen einer Psychotherapie, eingeleitet werden.
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