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Angst und ihr Zusammenhang mit Trauma

von | 08.07.2017 | 1 Kommentar

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Angst

Angst ist ein großes Thema in unserer Gesellschaft. Immer mehr Menschen haben Angst. Angststörungen sind wie Depressionen auch, fast zur Volkskrankheit geworden. Man könnte sagen, es sind zwei Seiten einer Medaille.

Heute geht es um das Thema Angst. Menschen sollten eigentlich nur Angst haben, wenn ein Auto auf sie zurast, ein Mensch sie angreift oder ein Tiger um die Ecke kommt. Hier ist Angst sinnvoll.

Angst ist eine Reaktion, die uns sofort wach macht. Wir müssen entscheiden, was wir jetzt tun, um zu überleben. Evolutionär war das so vorgesehen. Diese Entscheidung, die wir in dieser Situation treffen, wird nicht kognitiv getroffen, sondern in einer viel tieferen Gehirnregion, vom Stammhirn. Dort wird die Reaktion auf die Angst gesteuert. Es sagt mir in Bruchteilen einer Sekunde, was ich zu tun habe, ob ich rennen soll, auf den Baum klettern, etc. Ist die Situation vorüber, sollte die Angst verschwinden. Ich zittere vielleicht noch ein bisschen und komme wieder zu mir, vielleicht weine ich mich zu Hause noch aus, aber dann sollte sie weg sein.

Angst durch vorangegangenes Trauma

Eine Theorie, wie Angststörungen entstehen, ist durch traumatische Ereignisse. Ob sie bewusst oder unbewusst sind oder so gewertet oder nicht gewertet sind. Das sei dahin gestellt. Leider weiß man oft nicht alles und hat trotzdem eine Reaktion.

Angst entsteht, wenn ich auf einem sehr hohen Erregungsniveau im Körper bin, d.h. viel Spannung in mir habe. Manche Menschen spüren die Spannung gar nicht. Sie spüren sie erst, wenn sie zur Ruhe kommen wollen. Wenn sie sich einfach mal auf der Couch setzen und gar nichts tun, merken sie, dass es ihnen schwer fällt. Sie können nicht sitzen bleiben, weil sie sofort unruhig werden.

Ist dieses Spannungsniveau sowieso schon sehr hoch, wird es durch einen Reiz noch höher. Das muss nichts Großes sein. Der Körper reagiert mit Erregung und die Erregung ist sofort so hoch, dass sie als Angst wahrgenommen oder interpretiert wird. Es gibt keinen spezifischen Auslöser mehr.

Z.B. mein Herz fängt schneller an zu schlagen. Das ist für Menschen mit einer Angststörung oft schon der erste Auslöser, der den Ablauf wie eine Lawine in Gang bringt. Ich nehme wahr, mein Herz schlägt schneller, dann kommt die Angst vor der Angst, ganz furchtbare Sache. Ich will es kontrollieren, auf die Kontrolle reagiert mein Herz noch mehr, ich fange an zu schwitzen, ich will das kontrollieren, funktioniert wieder nicht und die Panikattacke geht ihren Weg. Du kannst es dir so vorstellen, wie ein Schneeball, der zu einer Lawine wird.

Tatsächlich gibt es intern, in deinem Körper, einen Auslöser, auf den du zu reagieren beginnst und der zum Selbstläufer wird.

Diese Angst hat damit zu tun, dass es eine Grundangst in mir gibt, die nicht gelöst ist, eine Grunderregung, die zu hoch ist.

Angst als Alternative

Ein anderer Ansatz geht davon aus, dass Panikattacken vom Körper gewählt werden, weil sie die bessere „Alternative“ zur Erstarrung darstellen.

Wir versuchen den ganzen Tag mit unseren Erregungszuständen im „Window of Tolerance“, dem Toleranzfenster, zu bleiben. Bei einer Panikattacke geht meine Erregung nach oben aus dem Fenster heraus – dann bekomme ich Angst, Furcht und Schrecken, der Kampf- und Fluchtmodus setzt sich in Gang.

Bei einer Depression falle ich nach unten aus dem Toleranzfenster heraus – ich werde eher antriebslos, grüblerisch etc. Es ist also zu wenig Erregung und Spannung im System.

Die Untererregung ist die letzte Möglichkeit des Körpers. Wenn ich versucht habe zu kämpfen, überwältigt worden bin, dann erstarre ich. Wenn dies zu lange andauert, gehe ich in einen Totstellreflex. Manche Menschen kommen ihr ganzes Leben aus diesem Zustand nicht mehr heraus. Sie hängen intern in diesem untererregten Zustand fest und leiden unter Symptome wie Sinnlosigkeit, Kraftlosigkeit, Anstrengung.

Der Körper will den Totstellreflex unbedingt vermeiden. Bevor das passiert, fährt der er die Erregung lieber hoch und bekommt eine Panikattacke.

Das sind zwei alternative Gedanken.

Vielleicht kannst du mit diesen zwei alternativen Gedanken zur Entstehung von Panikattacken etwas anfangen.

Die Erregung und Spannung, die während eines traumatischen Ereignisses im Körper gebildet worden ist, weil ich nicht handeln konnte, verbleibt im Körper. Der Körper muss Wege finden, damit umgehen. Eine Möglichkeit ist z.B. Schmerzen zu bekommen. Eine andere Möglichkeit ist eine Panikattacke zu bekommen.

Was kannst du tun?

Du kannst versuchen, deinen Körper zu beobachten, ohne ein Gefühl zu benennen, sondern auf der Ebene von Empfindungen zu bleiben. Wirklich wahrzunehmen – ich bekomme Spannung im Brustbereich, mein Herz schlägt schneller und zu üben, keine Gefühl daraufzusetzen. Es also nicht Angst zu nennen, sondern einfach die Empfindungen wahrzunehmen und gleichzeitig zu fühlen, dass es eine Übung ist. Die machst du am Besten, wenn du keine Panikattacke hast. Du fragst dich – wo ist es im Körper vielleicht noch ganz angenehm? Wo ist noch alles in Ordnung?

Wenn es wieder soweit ist, kannst du sagen – was passiert in meinem Körper, ich merke, wie es anfängt. Was gibt es noch für Alternativen. Ich atme weiter, nehme die angenehmen Stellen im Körper wahr. Oder du machst die Schmetterlingsübung aus dem EMDR (siehe Video). Und schaust, ob du damit Anfänge einer Panikattacke wieder weg bekommst. Vielleicht hilft es dir, vielleicht hilft es dir auch als Erklärungsmuster.

Bis zum nächsten Mal
Dami

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1 Kommentar

  1. Vielen Dank für den interessanten Artikel. Hat mir wirklich sehr weitergeholfen. Angstzustände können die Lebensqualität sehr einschränken. Deswegen sollte man früh genug etwas dagegen zu unternehmen.
    Mit besten Grüßen,
    Manuel

    Antworten

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