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Warum Co-Regulation dein Leben einfacher macht

von | 21.04.2023 | 27 Kommentare

Co-Regulation ist ein etwas akademischer Ausdruck für eine einfache und unglaublich bedeutende Tatsache des Lebens:
Wir brauchen immer wieder andere Menschen, um uns beruhigen zu können.

Wenn du nun heftig den Kopf schüttelst oder mit dem Kopf nickst, verstehst du einerseits, worum es geht, und andererseits, warum es für manche Betroffenen so schwer ist, sich von einem anderen Menschen regulieren zu lassen.

Menschen sind soziale Tiere und von anderen Menschen und ihrer Umwelt hochgradig abhängig. Wir kommen auf die Welt und müssen komplett versorgt werden. Doch Essen und Trinken, Schutz und Wärme sind bei weitem nicht ausreichend für unser Gedeihen.

Schon früh konnten Forschungen belegen, dass wir auch Fürsorge, Zuwendung, Spiegelung und Körperkontakt brauchen, um uns seelisch und körperlich gut zu entwickeln. Inzwischen sind die Bindungsforschung und die Forschung über Entwicklungstrauma sehr viel weiter gekommen. Sie können nachweisen, wie ein Mangel an liebevoller Zuwendung auf Babys wirkt und welche Langzeitfolgen es für Menschen hat, diese grundlegenden Dinge nicht bekommen zu haben.

Wie geht rechtshemisphärische Kommunikation?

Hast du dich schon einmal gewundert, warum Menschen mit Kleinkindern und Babys vollkommen anders kommunizieren als mit Erwachsenen? Die meisten Menschen verändern ihre Tonlage, sind viel mimischer, machen gurrende Laute und verändern ihre Körpersprache.
Diese Art von Kommunikation nennt man rechtshemisphärisch, weil sie unsere rechte Gehirnhälfte anspricht. Man weiß heute, dass die rechte Gehirnhälfte massgeblich daran beteiligt ist, uns gut zu regulieren. Diese Regelmechanismen sind nicht angeboren, sondern werden durch die konstante Regulation durch unsere Bezugspersonen erlernt und geformt.

Diese Art von Regulation, die vornehmlich durch rechtshemisphärische Kommunikation geschieht, nennt man Co-Regulation. Die Bezugspersonen übernehmen von außen die Regulation, die das Kind noch nicht kann. Kinder kommen mit einem noch nicht ausgebildeten Nervensystem und Gehirn auf die Welt. Und Eltern sollten im besten Falle diese fehlenden Mechanismen von außen “ersetzen”, bis diese sich beim Kind herausgebildet haben.

Wir lernen Selbstregulation durch unsere Eltern

Waren unsere Bezugspersonen genügend verlässlich, konnten empathisch auf uns eingehen, uns spiegeln, trösten und mit uns spielen, dann entwickelte sich über die Jahre im Gehirn die Fähigkeit, adaptiv, reguliert und flexibel auf die innere und äußere Welt zu reagieren. Ebenso wurde der Angstkreislauf des Gehirns gedämpft. Dann können Menschen sich sicher fühlen, sich entspannen und Nähe und Intimität zulassen (siehe Polyvagal-Theorie). Auch die Möglichkeiten zur Selbstreflexion und Empathie anderen gegenüber bilden sich heraus, genauso wie die Möglichkeit, eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu machen.

Menschen, die Entwicklungstrauma, Bindungsverletzungen, Übergriffe und Gewalt erlebt haben, fehlte diese grundlegende liebevolle Co-Regulation oder sie war zu selten, um wirklich wirksam zu sein.
Oftmals unterschätzen wir die Wirkung von elterlichen Verhaltensweisen, weil sie uns als Erwachsene nicht “so schlimm” vorkommen oder wir unsere Eltern verstehen.

Manchmal macht uns unser eigenes Leben ratlos, weil wir uns nicht erklären können, warum wir so viele Schwierigkeiten haben oder so unglücklich sind. Da wir uns an die wichtigsten Jahre unseres Lebens aufgrund der sog. frühkindlichen Amnesie (das biographische Gedächtnis ist noch nicht ausgebildet) nicht erinnern können, denken wir oftmals, dass doch alles okay war. Und folgern daraus, dass etwas mit uns nicht stimmt.

Für Babys reicht es jedoch, um sie in höchsten Stress zu versetzen, wenn eine Mutter nicht empathisch mimisch auf ihr Kind und seine Kontaktwünsche eingehen kann. Falls du ein Beispiel sehen möchtest, dann schau dir das Stillface Experiment von Dr. Edward Tronick bei YouTube oder meinen Beitrag über Bindung an.

Erleben Babys immer wieder, dass sie mit ihren Kontaktversuchen “ins Leere laufen”, hat das schwerwiegende Folgen und ist als Entwicklungstrauma zu bezeichnen.

Wenn die Eltern nicht schwingungsfähig und empathisch sein können oder wollen, ist das Kind in einem ständigen Zustand der Dysregulation. Diesen unregulierten Zustand kann das Kind selbst nicht bewältigen.
Ebenso lernt es, dass jede Erregung Stress ist. Dies führt leider meist dazu, dass Menschen im späteren Leben auch nicht schwingungsfähig für freudige und glückliche Zustände sind. Denn auch dies müssen wir als Babys lernen, indem unsere Bezugspersonen mit uns spielen und manchmal ausgelassen sind und uns dann helfen – wenn es zu viel wird – uns wieder zu beruhigen.

Wenn unser Gehirn nicht weiß, wie Regulation geht

“Genauso wie die Gefühlsregulierung die erste Aufgabe einer guten Erziehung ist, ist sie auch die erste Aufgabe einer wirksamen Therapie.”
in: Sebern F. Fisher, Neurofeedback in the Treatment of Developmental Trauma (Übersetzung mit deepl.com)

Als Erwachsene merken viele Betroffene irgendwann, dass etwas mit ihrem Leben nicht stimmt. Alles ist anstrengend und häufig sind Beziehungen sehr schwierig. Intimität und Nähe sind für manche Betroffenen kaum oder gar nicht möglich. Andere können kaum Distanz aushalten, lösen sich in einer Partnerschaft auf und sind von ständigen Verlustängsten geplagt.
Stress ist nicht nur anstrengend und manchmal vorhanden, sondern ein Lebensbegleiter. Ängste und Depressionen können ebenfalls die Folgen von einer wenig co-regulierten Kindheit sein. Die Symptome sind vielfältig und wesentlich weiter gefächert, als das ICD10 oder DSM beschreiben.

Manchmal suchen Betroffene dann eine Psychotherapie, um ihre Probleme zu bearbeiten. Das Problem mit Psychotherapie ist, dass sie oft rein linkshemisphärisch arbeitet. Das bedeutet, sie arbeitet über Sprache, Erkenntnis und Verstehen. Selbst wenn man als Klientin Gefühle wiedererlebt oder fühlt, kann es sein, dass die wichtigen Komponenten Co-Regulation und rechtshemisphärische Kommunikation nicht genügend oder gar nicht vorhanden sind.

Verstehen alleine reicht nicht aus

Das Problem dabei ist, dass die Betroffenen dann zwar irgendwann alles verstehen. An ihrem Lebensgefühl und ihren Problemen verändert sich aber dennoch oftmals nichts Wesentliches. Manchmal werden Betroffene auch als therapieresistent, widerständig oder nicht therapiefähig bezeichnet. Dies kann sehr verletzend sein und untergräbt das Selbstwertgefühl noch weiter.

Menschen, die kaum elterliche Zuwendung erfahren haben, befinden sich in einem Dilemma. Da sie tatsächlich so dysreguliert sind und ihr Gehirn so von Angst überflutet ist, ist es für sie kaum möglich, sich zu spüren oder Kontakt und Beziehung zuzulassen. Ebenso ist die Fähigkeit des Lernens aus Erfahrung oftmals durch eine solche “mutterlose” Kindheit eingeschränkt, da alles immer mit Angst überschattet ist. Auch wenn die Angst manchmal nicht gespürt wird, sondern eher als “Gefühllosigkeit” erscheint.

Diese Menschen haben schlichtweg die erforderlichen Referenzen, Fähigkeiten und Regulationskreisläufe nicht, um eine Therapie erfolgreich machen zu können. Es kann sein, dass Betroffene Jahre in Therapien versuchen zu heilen und zunehmend frustriert von ihren Bemühungen sind und sich immer weiter abwerten.

Es ist mir wichtig zu betonen, dass dies nicht an dir liegt, sondern an deiner Geschichte und den Voraussetzungen, die du mitbringst.

Wenn du denkst, dass das auf dich zutrifft, solltest du dich grundlegend informieren und auch neue Wege in Betracht ziehen. Eine körperorientierte Psychotherapie, aber vor allem ein Therapeut, der um diese Dinge weiß und rechtshemisphärische Kommunikation und aktive Co-Regulation in seinem Arbeitsspektrum hat, können Erfolge bringen. Ebenso kann Neurofeedback eine Möglichkeit sein, dem Gehirn beizubringen, wie es regulierter arbeiten kann. Neurofeedback kann u.U. die Lücke schließen, die durch Therapie nicht oder nur sehr schwer und nur langfristig zu schließen ist. Mit Neurofeedback lässt sich eine grundlegende Regulierung erlernen, mit der dann eine weiterführende Therapie möglich ist. Idealerweise ist das Neurofeedback mit einer Psychotherapie verbunden, dann scheint es die besten Ergebnisse zu bringen.

Die Bedeutung von Co-Regulation im Alltag

Co-Regulation ist für uns allerdings nicht nur in einer Psychotherapie von Bedeutung, sondern auch in unserem Alltag. Sobald wir mit Menschen in Kontakt treten, beginnen sich unsere Nervensysteme zu koordinieren. Deshalb sind wir immer für die Stimmungen der Menschen um uns herum empfänglich. Das macht es auch oft schwer, andere Wege zu gehen, wenn unsere nächsten Menschen darauf mit Ärger, Liebesentzug oder Ähnlichem reagieren.

Wie gut Paare sich gegenseitig regulieren können, ist ein wesentlicher Faktor für die Stabilität ihrer Beziehung. Wissen die Beziehungspartnerinnen und -partner, was ihr Gegenüber bei Stress braucht, um sich wieder beruhigen zu können? Diese gegenseitige Regulation gibt Stabilität und Sicherheit.

Dies ist aber nicht nur auf Liebesbeziehungen begrenzt. Wir können auch lernen, uns in Freundschaften gegenseitig zu regulieren. Manchen Menschen hilft es, ein aufmerksames Gegenüber zu haben und erzählen oder weinen zu dürfen. Andere brauchen eine Hand oder eine Umarmung. All dies können wir lernen zu empfangen und zu geben. Oftmals fällt es Menschen schwerer zu empfangen als zu geben, doch auch das kann man mit der Zeit lernen.

Damit wir uns co-regulieren können, müssen wir uns ein bisschen öffnen und verletzlich machen, sonst kann die Regulation nicht bei uns ankommen. Dies macht vielleicht zunächst Angst. Aber je mehr wir realisieren, dass jetzt nichts Unangenehmes passiert, desto mehr können wir diese Art von Zuwendung annehmen – auch wenn das Gefühl zunächst fremd ist.

Sind der Kontakt und die Zuwendung von Menschen mit zu viel Angst besetzt, so können Tiere eine Möglichkeit sein, dies zu lernen. Für manche Menschen ist es am Anfang ein Baum, an den sich sich lehnen und dessen Stabilität fühlen können. Das ist vollkommen in Ordnung. Mit der Zeit traust du dich dann vielleicht, dies auch von Menschen anzunehmen.

Co-Regulation ist also ein wissenschaftlicher Ausdruck für eine der menschlichsten Formen der Zuwendung. Nämlich mit der eigenen Stärke, Zuwendung und Mitgefühl für jemanden da und präsent zu sein oder dies von jemandem zu empfangen.
Diese Unterstützung brauchen wir alle unser ganzes Leben lang immer wieder. Es ist menschlich und normal, Zuwendung und Trost zu brauchen – auch wenn wir sonst schon groß und stark sind.

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27 Kommentare

  1. ❤️

    Antworten
  2. Liebe Dami ,
    eine sehr interessante und erhellende Erkenntnis, total schön .
    Danke Ihnen für Ihre Arbeit

    Antworten
  3. Ich verfolge seit einigen Monaten regelmäßig den Blog etc. und finde die Videos immer sehr aufschlußreich und ergänzend zu meiner sich leider dem Ende nähernden Therapie (die von der Kasse genehmigten Stunden sind aufgebraucht) sehr hilfreich.
    Schon einige Male haben mir die Videos geholfen, weitere wichtige Schritte zu gehen und – was mir persönlich immer sehr wichtig ist – das eine oder andere zu strukturien und so besser verstehen zu können.
    Danke, dass es diese Seite, diesen Blog und die Videos gibt.
    Liebe Grüße
    Bianca

    Antworten
  4. Hi liebe Dami!
    Vor allem eine Stelle hat es mir sehr angetan: als Du beschreibst, dass es Menschen gibt, die ganz zu, dicht gemacht haben, weil alles, was für sie von außen auf sie zukam, nur negativ war. Ich kenne und liebe eine solche Frau. Ich kämpfe, bemühe mich um sie. Hast du vielleicht einen Hinweis für mich?
    Grüße vom Herzen 💞 Frank 🐬

    Antworten
    • Lieber Frank, leider muss als erstes sie selbst das Problem sehen und ändern wollen. Und sich Unterstüzung suchen. Möchte sie das alles nicht, dann hast du wahrscheinlich nciht so viele Chancen. Deine Geschichte anschauen ist auch wichtig, was dich da bindet und ob du das vielleicht auch alles kennst. Aber ich kenne natürlich weder dich noch sie und möchte
      hier auch nichts falsches sagen.

      Antworten
  5. Liebe Dami!
    ich danke Dir für die Beleuchtung der Schattenseiten. Es gelingt mir immer, etwas zu verstehen und nachzuvollziehen.
    Und ich danke Dir für die liebevolle Ausdrucksweise, Worte und Erklärungen, die eben nicht nur „technisch“ daherkommen.
    Herzliche Grüße
    Andrea

    Antworten
  6. Hallo Dami,

    ich bin Vater von 3 Kindern und Ehe-Partner einer wunderbaren Frau. Meine Frau leidet an einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung und einer partiellen dissoziativen Identitätsstörung – zumindest sind das die beiden neuen Krankheitsbilder des ICD11, die am besten ihre Symptome beschreiben.

    Ich selbst bin leider als narzisstischer „Thronfolger“ eines Landwirtschaftlichen Betriebs erzogen worden und habe – obwohl ich mich der Rolle entzogen habe – mit den damit einhergehenden Persönlichkeitsentwicklungen zu kämpfen. Erwachsen, souverän und emphatisch zu sein und meine Kinder oder eben auch meine Frau in ihrer besonderen Lage als „gebender“ zu co-regulieren, gelingt mir selten. So wie Du es oben beschreibst, ist es scheinbar bei mir *nicht* geworden: „Auch die Möglichkeiten zur Selbstreflexion und Empathie anderen gegenüber bilden sich heraus, genauso wie die Möglichkeit, eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu machen.“ Das erzeugt in unserer Beziehung viel Leid und macht Vertrauen nahezu unmöglich. Oft fehlt mir, wenn meine Frau unter Angstzuständen leidet, die Fähigkeit zur Selbstregulation und ich wirke eher als Katalysator denn regulierend.

    Meine Frage ist, wie man ich als regulierender Co-Regulation lernen?

    PS: Danke für diesen Blogbeitrag!

    Antworten
    • Hallo Miko, das sind tatsächlich lange lernprozesse und es hört sich an, als wäre eine gute therapeutische Begleitung für euch beide sinnvoll. Vielleicht noch unterestützend mein Kurs „Mit Trauma leben“. Aber das alleine wird nicht reichen. Die Probleme sind einfach schwerwiegend und Hilfe holen ist keine Schande.

      Antworten
  7. Liebe Dami,
    obwohl ich das alles schon lange weiß, hat mich dieser Blog-Beitrag nochmal so sehr gepackt. Wenn Menschen diese Dinge wüssten, könnte so vieles so viel besser laufen.
    Mein Mann und ich leiten eine Kita, und wir haben aufgrund dieses Beitrages uns noch einmal vorgenommen, unsere Mitarbeitenden in dieses Bewusstsein von links- und rechtshemisphärischem Handeln den Kindern gegenüber hineinzuführen.
    Falls irgendjemand diesen Kommentar liest, der mir jemanden zum Thema „Geburtstrauma“ empfehlen kann (kita@clwbonn.de), wäre ich sehr dankbar, da wir in der Kita ein früh geborenes Kind mit vielen Problemen haben.
    Danke, Dami, für diesen tollen Beitrag und liebe Grüße!

    Antworten
  8. Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag „Warum Co-Regulation das Leben einfacher macht“. Er hat mich sehr berührt und Lücken im Verstehen geschlossen. Danke für die hilfreichen Erklärungen.

    Antworten
  9. Mir ist die Co- Regulation echt peinlich, obwohl sie mir wahrscheinlich sehr gut tun würde, wenn ich emotional einen Absturz habe. Meistens habe ich mühe darum zu bitten und dies dann auch zu empfangen.

    Antworten
    • Am Anfang ist das schwierig, aber es ist so menschlich und bei anderen findest du es wahrscheinlich nicht peinlich? Das ist für mich immer gut abzugleichen.

      Antworten
  10. „…,dass dies nicht an dir liegt, sondern an deiner Geschichte und den Voraussetzungen, die du mitbringst“- Liebe Dami, dieser Satz gibt Mut und tröstet! Vielen Dank für diesen Blog und deine Ausführungen.
    Von Herzen, Tatjana

    Antworten
  11. Liebe Dami.
    All die wichtigen Dinge, die du schreibst.. Ist die Notwendigkeit einer ‚anderen Art’ der Therapie & die Grundlagen über die Folgen von Entwicklungstrauma denn schon in den (Psycho)therapeutischen Ausbildungen angekommen?
    Hast du die Möglichkeit deine über Jahre gesammelten Erkenntnisse, auch dort hin zu tragen?
    Ich fände das so wichtig , denn in erster Linie wenden sich Menschen an Kassenzugelassene Therapeutinnen , die dann eine Therapie versuchen. Als Betroffene finde ich es IRRE schwer & schwierig, erst einmal zu erklären was Entwicklungstrauma ist & was es alles für Folgen haben kann; UND was man braucht . Therapierende Personen fühlen sich oft vor den Kopf gestoßen, wenn man ihnen sagt, wie sie am besten mit einem kommunizieren sollten, und dass wir Co Regulierung brauchen..

    viele Grüße

    Antworten
    • Ja, das ist leider ein großes Problem. Ich hoffe, dass die Zeit und die vielen neuen Erkenntnisse langsam ihre Wirkung hinterlassen… Es ist gut, wenn du als Klientin klar bist und auch ausdrücken kannst, was dir fehlt. Letztlich werden nur die Ansprüche der Betroffenen die Therapiewelt verändern können.

      Antworten
  12. Danke für diesen Beitrag.
    Denn bei einem Entwicklungstrauma denkt und fühlt man oft man hat das Böse in sich und hat Schuld an allem.
    Ich war in Liebenburg stationär in der Psychiatrie mit meiner PTBS und habe dort
    Co Regulation kennen lernen dürfen und habe mir nie träumen lassen,dass es so schöne Gefühle gibt,die man lernt nicht nur auszuhalten sondern als angenehm und schön zu empfinden.
    Dein Blog gehört gehört zu werden von der ganzen Menschheit.

    Antworten
  13. Vielen Dank, liebe Dami Charf, für diesen Blog-Artikel und dieses Thema! In der Klarheit und immer mit dem Blick des Verstehens in deinem Text habe ich gerade viel über mich erfahren, verstanden und auch würdigen können – die Bereiche, in denen sich im Laufe der letzten Jahre mit intensiver Arbeit, Kopf und vorallem Körperarbeit sowie professioneller Begleitung einiges geändert hat. Stück für Stück zum angstfreieren Umgang und mehr Nähe zu lieben Mitmenschen. Merci!

    Antworten
  14. Hallo Dami, ich bin 10 Wochen zu früh geboren (70er Jahre) in eine dysfunktionale Familie hinein. Meine Mutter hatte noch gelernt, man solle Babys schreien lassen, damit sie sich selbst beruhigen.

    Habe eine sehr enge Beziehung zu meinem Mann, brauche viel Co-Regulation, was er auch bietet. Draussen in der Welt bin ich meinen Gefühlen oft ausgeliefert (vor allem der Daueranspannung und -angst), wenn ich auf Menschen treffe, die mich nicht herunterregulieren, sondern triggern.

    Meine Therapeutin arbeitet überwiegend rational mit ihren Patienten. Da ich darauf nicht anspreche, sind wir im Austausch darüber. Sie hat wenig Traumapatienten und muss sich erst hereinfinden, dass ich eher auf Ebene eines Kindes bin, weil ich innerlich unter Anspannung bin und rationalen Rat zwar verstehen, aber nicht entlastend umsetzen kann. Sie selbst scheint es etwas zu scheuen, auf dieser anderen (unrationalen) Ebene zu arbeiten, möchte mir andererseits aber auch helfen.

    Ich habe Angst, dass ich aus der Co-Regulation (bei meinem Partner/Therapeutin) nichts lerne, sondern diese nur „konsumiere“, ohne dass es bei mir etwas bewirkt…?

    Antworten
    • Liebe Marie, deiner Frage kann ich dir leider nicht beantworten, ohne dich zu kennen. Es wäre gut, eine Therapeutin zu haben, die bewusst mit Bindung und Co-Regulation arbeiten kann und auch den Körper miteinbezieht. Aber es ist schon toll, dass sie sich damit auseinandersetzen möchte. Alles braucht Zeit, du musst aber schauen, ob dir etwas weiter hilft.

      Antworten
  15. Liebe Dami,
    danke für den sehr aufschlussreichen Beitrag. Ich bin Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeutin und arbeite Emotionsfokussiert und traumatherapeutisch mit EMDR und stimme dem voll und ganz zu! Mit EMDR werden beide Gehirnhälften miteinander verknüpft, was bei der Traumaverarbeitung sehr wirksam ist. Jedoch stehe ich immer wieder vor der Herausforderung bei PatientInnen die aufgrund sehr früher und/oder sehr heftiger Traumata emotional „abgeschalten“ sind. Bei denen kommt auch Emdr an die Grenzen.
    Neurofeedback als zusätzliche Therapieform klingt sehr interessant, hast du da eine Empfehlung für ein gutes Fortbildungsinstitut?

    Antworten
    • Liebe Kristin, ja das ist eine Herausforderung. Ich bin noch dabei mich in Neurofeedback einzuarbeiten und kann dir momentan noch nichts sagen. Mitte Juni wird es einen Artikel geben…

      Antworten
  16. Liebe Dami,
    vielen Dank für diesen Artikel. Mich hat besonders der Abschnitt über das nicht therapiefähig sein bewegt. Diese Frage ob ich das überhaupt bin kam in meiner aktuellen Therapie nun auch auf und es macht mich total hoffnungslos, denn ich glaube ich bin wirklich nicht fähig erfolgreich eine Therapie zu machen. Nach 3 Jahren und vorher auch schon etlichen anderen Therapien habe ich nicht das Gefühl weiter gekommen zu sein, geschweige denn mich besser regulieren zu können. Ich habe mir deinen Kurs Mit Trauma leben gekauft, aber es fällt mir sehr schwer ihn allein zu machen und mich zu motivieren dran zu bleiben, wenn ich emotional so oft abstürze und alle Hoffnung verliere.
    Die Co-Regulation fehlt mir sehr in meiner Therapie, aber es liegt wahrscheinlich eher daran dass ich sie nicht annehmen kann als das meine Therapeutin sie nicht genug oder aktiv einsetzt. Ich weiß es nicht. Was mir manchmal hilft ist mein Kater Romeo, wenn er in Schmusestimmung ist oder einfach nur ganz ruhig auf dem Bett liegt und ich mich dazu legen kann und ihn spüren kann. Das beruhigt etwas und ist ungeheuer schön. Überschattet wird das aber leider auch wieder von den gelegentlichen Attacken auf mich von ihm, wenn er nicht ausgelastet ist. Da zeigt sich dass er eben auch ein Raubtier ist. Und das erinnert mich dann auch immer wieder an nicht so schönes aus meiner Kindheit. Aber trotzdem ist er inzwischen mein Ein und alles geworden und hilft mir nicht doch aufzugeben. Genauso wie auch deine Beiträge und Videos. Danke Dami.
    und liebe Grüße

    Antworten
    • Liebe Annelie, sprich das doch einfach mal in deiner Therapie an. Dann könnt ihr gemeinsam überlegen und ausprobieren, was dir gut tut.
      Und ja, Tiere können sehr hilfreich und beruhigend sein. Und vielleicht kannst du mit deinem Kater üben, dass es auf und abs gibt in jeder Beziehung… Und es nicht persönlich nehmen, wenn er mal „wild“ wird. Und lernen, es von früher zu trennen.
      Alles Gute für dich und danke für die schöne Rückmeldung. Dami

      Antworten

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