Unser innerer Beobachter: das Beobachter-Ich

Beobachter

In diesem Blogbeitrag widme ich mich dem Konzept des inneren Beobachters. Stell dir vor, du sitzt im Kino und schaust dir einen Film an. Vielleicht siehst du eine spannende Tierdokumentation und bist fasziniert von den Löwen, die auf Beutezug sind. Hast du Angst, dass sie dich angreifen? Sicher nicht, denn du sitzt ja sicher im Kino und nicht mitten in der Savanne. Du bist der Beobachter.

Was wäre, wenn auf der Leinwand plötzlich deine eigenen Gedanken auftauchen. Oder deine Gefühle? Wie wäre es, deinen eigenen Gedanken oder Gefühlen zuzusehen? Es macht einen großen Unterschied, ob wir immer nur mitten in unserer Gedanken- und Gefühlswelt sitzen oder ob es uns möglich ist, ihnen immer wieder zuzuschauen. Diese Fähigkeit nennt man den inneren Beobachter oder auch das Beobachter-Ich.

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Der innere Beobachter: Was ist ein Beobachter-Ich?

Der innere Beobachter ist der Aspekt in uns, der beobachten kann, was wir fühlen und denken, und zwar direkt in dem Moment, wo die Gefühle und Gedanken in uns auftauchen.
Wir können über uns oder ein Ereignis aus unserem Leben aus der Sicht einer dritten Person erzählen.
Das Beobachter-Ich entwickelt sich, indem ich Dinge beschreibe, die in mir sind.

Warum ist es wichtig, sich selbst beobachten zu können?

Je besser ich lerne, mich selbst zu beobachten, desto mehr Abstand bekomme ich zu den immer wiederkehrenden und oft negativen Gedankenschleifen.
In diesem Fall bin ich nach dem Konzept des inneren Beobachtersnicht mehr komplett identifiziert mit dem, was in mir ist. Es bekommt einen Namen und wird damit für andere, aber auch für mich selbst zugänglich.
Ich brauche das Beobachter-Ich:

  • für Veränderungen,
  • um immer wieder zu schauen: „Bin ich auf dem richtigen Weg?“,
  • “Waren meine Handlungen hilfreich oder eher kontraproduktiv?”,
  • für eine Überprüfung im Nachgang oder auch schon während der Handlung,
  • um Abstand zu einer Identifizierung zu gewinnen: „Das bin ich!“ oder „So bin ich!“,
  • für eine Pause zwischen Reiz und Reaktion.

Wie lerne ich, mich selbst zu beobachten?

Der Grundstein für das “beobachtende Ich” und die Fähigkeit, mich selbst zu beobachten wird in der Kindheit gelegt.
Dafür ist es wichtig, dass ich gefragt werde, wie mein Tag war, was ich erlebt habe und wie es mir geht. So lerne ich als Kind über Sprache etwas mitzuteilen.

Maßgebend für den inneren Beobachter: Erlebe ich das als Kind nicht oder werde für meine Gedanken oder Fragen belächelt oder gar bestraft, dann kann sich diese Fähigkeit nicht bilden. Ich bleibe in meiner Gedankenwelt gefangen und finde keine Worte für das, was mich bewegt. Auch die Bewertung von Gefühlen übernehme ich als erstes von meinen Bezugspersonen.

Um diese Fähigkeit nachzulernen und die Instanz des Beobachter-Ichs nachträglich zu etablieren kann ich verschiedene Wege gehen:

  • Tagebuch schreiben
  • Beschreibung, was mit mir ist
  • den Dingen Worte zuschreiben
  • Gefühle benennen
  • von außen beobachten, was ich tue bzw. was ich getan habe
  • achtsam dem Moment nachspüren
  • neugierig bleiben

Innerer Kritiker oder Beobachter-Ich? Eine Frage der Bewertung

Eine wichtige Erkenntnis im Zusammenhang mit dem inneren Beobachter: Es ist kaum möglich, die eigenen Gedanken oder Gefühle nicht zu bewerten. Das machen wir ständig. Leider neigen wir dann dazu, der Instanz des inneren Kritikers zu viel Raum und Aufmerksamkeit zu geben und uns selbst so zu sehen, wie er es uns ständig einredet.

Es geht darum, einen wohlwollenden Blick auf dich selbst und das, was dich bewegt zu bekommen.
Folgenden Fragen solltest du dabei die größte Aufmerksamkeit schenken:

  • War das gut und hilfreich für mich?
  • Was kann ich anders machen, was kann ich behalten?

Problematisch wird es immer dann, wenn wir sehr emotional werden. Dabei verlieren wir oft den inneren Beobachter und neigen eher dazu, dem inneren Kritiker zu folgen und uns damit zu identifizieren.

Dann macht es Sinn, eine Pause zu machen, zweimal tief durchzuatmen und sich zu fragen: „Stimmt das? Und muss das für immer so bleiben?“ Und wieder zu versuchen drauf zu schauen und bewusst zu entscheiden, ob ich das jetzt so mache oder nicht. Ich sollte mich also bewusst dafür entscheiden, Impulsen nicht einfach nachzugehen, sondern eine Pause zwischen Reiz und Reaktion treten zu lassen. Mithilfe des inneren Beobachters können wir uns selbst besser erkennen und unser eigenes Handeln bewerten und einordnen, ehe es vollzogen wird.

Das Konzept des inneren Beobachters und die Fähigkeit zur Wahrnehmung mit gesunder Distanz erfordert etwas Übung. Stell dir vor, du bekommst das, was gerade in dir ist von einer Freundin erzählt. Was würdest du ihr raten? Und vor allem, wie würdest du mit ihr umgehen?

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