Flashback & Psychologie: Emotionale Flashbacks und warum wir sie nicht bemerken

emotionale Flashbacks

Die Dramatik, die sich im Leben von Betroffenen von Traumatisierungen widerspiegelt, ist der ständige innere Flashback, der passiert.

Im folgenden Artikel erfährst du, wie der Flashback in der Psychologie definiert wird und welche Arten es gibt. Mit dem Begriff sind nämlich nicht nur die klassischen Flashbacks gemeint, wo Menschen sich kurz wie in die Vergangenheit versetzt fühlen, was ihnen nachfolgend auch bewusst ist. Diese Art Flashback findet sich vor allem nach einem Schocktrauma, zum Beispiel bei Kriegsveteranen, die sich auf den Boden werfen, weil irgendwo ein Auspuff eines Autos knallt. Bei dieser Art Flashback werden plötzlich Erinnerungen angetriggert und sind dabei so stark, dass Betroffene das Gefühl haben, das passiere JETZT.

Definition des Begriffs Flashback in der Psychologie

Der Begriff Flashback beschreibt ein unvermitteltes Wiedererleben oder eine plötzlich auftretende Erinnerung, die meist von Sinneseindrücken begleitet wird. Flashbacks können durch innere oder äußere Reize getriggert werden. Bei inneren Reizen spricht man auch von Schlüsselreizen. So können durch Farben, Düfte oder Geräusche bestimmte instinktive Verhaltensmuster ausgelöst werden.

Ein Flashback bedeutet also das schlagartige Aufkommen einer Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis, welches im Gedächtnis gespeichert ist. Dies kann durch einen Rausch (etwa durch den Konsum von Drogen) oder infolge des erneuten “Abrufs” eines Traumas geschehen. Unabhängig von Kontext und Zusammenhang wird ein Flashback in der Psychologie als Teil der Realität der Betroffenen beschrieben. Das Auftreten von Flashbacks ist für den betroffenen Menschen sehr belastend und kann sich wiederholen. Ich möchte mich in meinem Blogbeitrag auf emotionale Flashbacks infolge traumatischer Erlebnisse konzentrieren.

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Emotionale Flashbacks

Der amerikanische Psychologe Pete Walker hat den sehr passenden Begriff des Emotionalen Flashbacks etabliert. Diese Art von Flashback kommt sehr häufig vor und wird meist gar nicht als Flashback erkannt. Wir reagieren nicht auf die Realität um uns herum. Aber in solchen Situationen denken wir wohl, dass wir das gerade tun. Diesen Flashbacks ist nur mühsam beizukommen. Gerade bei Entwicklungstraumata und komplexen Traumatisierungen prägen uns diese frühen Verletzungen so sehr, dass wir eine bestimmte Annahme haben, wie die Welt sei.

Alles kann ein Trigger sein

Ein Blick, jemand ruft viel später als erwartet zurück, ein Freund oder eine Freundin kommen nicht pünktlich zum verabredeten Treffen – das können kleine Alltagsereignisse sein, die Betroffene wieder in einen emotionalen Zustand versetzen, der zwar ihren Prägungen und traumatischen Erfahrungen entspricht, in dem Moment aber nichts mit der Realität und der wirklichen Intention der anderen Personen zu tun hat. Auch solche alltäglichen Dinge können Trigger sein, also ein Auslöser für einen Flashback, wie ihn die Psychologie versteht.

Plötzliches Erleben von sehr starken und unangenehmen Gefühlen

Viele Betroffene reagieren dann sofort darauf, was nicht selten zu dramatischen Situationen und unangenehmen Auseinandersetzungen führt. Später merken sie dann vielleicht, dass sie gar nicht auf die Person oder das Ereignis reagiert haben, sondern auf „früher“. Grade in Beziehungen ist man dafür hochanfällig. Interessant im Hinblick auf Flashbacks ist in der Psychologie folgende Feststellung: BindungsforscherInnen sprechen inzwischen davon, dass bis zu 90% unserer Reaktionen gar nicht auf das Gegenüber gerichtet sind, sondern auf die Vergangenheit (etwa Erlebnisse und Erfahrungen als Kind). Sich diesen Umstand bewusst zu machen, damit zu arbeiten und immer mehr zu lernen, sei es durch Therapie, deine innere Auseinandersetzung und eigene Reflexion (also eine Pause zwischen Reiz und Reaktion hinzubekommen), ist wahnsinnig wichtig.

Trauma & Flashbacks: Echo negativer Erlebnisse

Die Mechanismen eines Flashbacks werden in der Psychologie so beschrieben: Negative Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis “nisten” sich im Unterbewusstsein ein und werden durch einen Auslöser (Trigger) abgerufen — sozusagen wiedererlebt. Dies kann völlig unvermittelt und scheinbar ohne Zusammenhang oder Kontext geschehen. Manchmal genügen sogar unbewusst wahrgenommene Gerüche oder Geräusche (Schlüsselreize) für einen Trigger. So kann ein Flashback auch einfach im Alltag und ohne offensichtliche Vorwarnung auftreten.

Ähnlich wie bei einer posttraumatischer Belastungsstörung gelangen die negativen Erinnerungen bei einem Flashback unfreiwillig ins Bewusstsein. Das Gedächtnis ruft die negativen Emotionen und Gefühle des Traumas ab (etwa Trauer, Wut oder Angst) und sorgt dafür, dass diese wie ein Echo widerhallen, obwohl sich der betroffene Mensch (von außen betrachtet) mittlerweile in einer ganz anderen Situation befindet. Er erinnert die Auswirkungen traumatischer Erfahrungen und erlebt diese erneut.

Als Ursachen und Auslöser für Flashbacks werden in der Psychologie z.B. folgende Aspekte geführt:

  • In der Vergangenheit wurden Entwicklungstraumata oder sonstige komplexe Traumatisierungen entwickelt.
  • Menschen erinnern sich besser an negative Aspekte der Vergangenheit als an positive (etwa Erlebnisse als Kind).
  • Das spezifische Gedächtnis und assoziative Gedächtnis sind nicht ausgewogen.
  • Der oder die Traumatisierte ist einer “Überflutung” sensorischer Schlüsselreize (etwa Düfte, Geräusche, Geschmäcker) ausgesetzt.
  • Das episodische Erinnern “umgeht” Kontrollprozesse des Gehirns, sodass traumatische Erlebnisse ungehindert aus dem Gedächtnis abgerufen werden.

Dein Gehirn will schnell reagieren

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Da eine Pause reinzubekommen und erstmal abzuchecken – Wo bin ich? In welchem Jahr bin ich? Wer ist mein Gegenüber und will diese Person mir wirklich gerade etwas Schlechtes? – ist gar nicht so einfach aber durchaus sinnvoll. Je länger wir Pause machen, desto mehr Informationen kann das Gehirn verarbeiten. Womöglich kommst du dann zu einem anderen Schluss und hast die Freiheit, anders zu regieren als sonst. Das ist ein wichtiger Schritt, um wieder mehr Leben und Lebendigkeit in deinem Alltag zu erfahren und zu spüren. Es ist eine Möglichkeit, die emotionalen Flashbacks zu erkennen und eine Pause einzulegen, ehe du reagierst. Das Entwickeln hilfreicher Strategien und Kniffe für den Alltag sind ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Traumatherapie.

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