Für viele Menschen ist innere Unruhe ein stetiger Begleiter. Kämpfst auch du mit ständiger Anspannung, Stress und Angstgefühlen, kannst du sicher ein Lied davon singen, wie sehr dich Nervosität und Unruhe im Alltag einschränken. Im folgenden Blogbeitrag möchte ich dir erklären, welche Gründe es für innere Unruhe gibt und was du dagegen unternehmen kannst. Du lernst Strategien und Mittel der Selbstregulation und wie du der Symptomen Herr wirst. Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen!
Unruhe & Trauma: Warum bin ich innerlich so unruhig?
Die Belastung durch innere Unruhe und Anspannung macht sich auf zweierlei Arten bemerkbar. Leidest du unter den Symptomen innerer Unruhe, kennst du mit großer Wahrscheinlichkeit folgendes Szenario: Du setzt dich nach der Arbeit auf die Couch und willst entspannen, doch bereits nach ein paar Minuten (oder gar Sekunden) fängst du automatisch an zu grübeln. Du setzt dich selbst unter Druck: „Ich muss dies tun, ich muss jenes tun.“ An Ruhe und Entspannung ist jetzt nicht mehr zu denken.
Das andere Szenario: Du brichst nach der Arbeit komplett zusammen und kommst buchstäblich nicht mehr hoch. Du hast keine Motivation für irgendwas und sackst regelrecht in dich zusammen. Häufig sind die Gründe für innere Unruhe durch Traumata in der Kindheit zu erklären.
Was hat innere Unruhe mit Trauma zu tun?
Die eingangs beschriebenen Extreme – also innere Unruhe und komplette Abgeschlagenheit – haben ihre Ursache vielfach in der frühesten Kindheit. Gibt uns unsere unmittelbare Umgebung nicht das, was wir brauchen, reagieren wir in den ersten Lebensjahren meist mit Übererregung. Wachsen wir nicht in einem freundlichen, uns schützenden Umfeld auf, lernen wir nicht, uns selbst zu regulieren, denn wir brauchen positiven Körperkontakt, Beruhigung und Unterstützung von außen. Kinder und vor allem Babys drücken ihre Empfindungen unmittelbar aus. Sie schreien, wenn es ihnen nicht gut geht oder ihnen an etwas fehlt. Haben Babys keine Bezugsperson, die sie beruhigt und sich um sie kümmert, lernen sie keine Selbstregulation. Stattdessen schreien sie so lange, bis sie in einen Erschöpfungsschlaf fallen, weil sie nicht mehr können. Dies wird oft damit verwechselt, dass Babys sich wieder beruhigt haben.
Haben wir also als Kinder zu wenig Zuwendung und Körperkontakt bekommen, der uns geholfen hat aus negativen Zuständen wieder herauszukommen, kann unser Körper und Nervensystem nicht lernen von Spannung zu Entspannung zu wechseln.
Unser Nervensystem als Erwachsene steckt dann meist in ständiger Spannung und Übererregung. Wir sind in einem sog. sympathikotonen Grundzustand, den wir für völlig normal halten, da wir echte Entspannung gar nicht kennen.
Menschen, die in diesem Modus leben, kennen oft nur “machen, machen, machen” bis sie kollabieren und gar nichts mehr können und wollen.
Tatsächliche Entspannung und oftmals auch erholsamen Schlaf gibt es für Betroffene sehr selten.
Ursachen sind im sympathischen Nervensystem zu verorten
Im Zusammenhang mit den Gründen für innere Unruhe müssen wir das menschliche Nervensystem unter die Lupe nehmen. Stress löst bei Babys und Kindern Kampf oder Flucht aus. Diese auch als Fight-or-Flight-Syndrom bekannte Reaktion auf akute Stresssituationen und Druck führt dazu, dass der Körper Hormone ausschüttet, um sich aus einer gefährlichen Situation zu befreien. Das Problem dabei: Babys und Kleinkinder haben gar keine Mittel, um zu kämpfen. Sind sie längerfristig einer Situation ausgesetzt, die von Druck, Angst, Anspannung und Nervosität geprägt ist, bleibt diese hormonell bedingte überschüssige Energie im Körper enthalten. Den Kleinsten fehlt das Ventil, um sich davon zu lösen. Dies macht sich dann in großer innerer Unruhe bemerkbar, die sogar ADHS begünstigen kann. Arbeiten Betroffene nicht aktiv daran und spüren den Gründen für ihre innere Unruhe nach — etwa in Form einer Therapie —, bleibt Ihnen diese Anspannung ein Leben lang erhalten. Das Window of Tolerance ist so klein, dass kaum Stress reguliert werden kann und sich das Leben sehr anstrengend anfühlt.
Das sympathische Nervensystem springt an, wenn wir Stress, Aufregung, aber auch Druck und Angst empfinden. Ist dieses Nervensystem ständig auf Anschlag, kann sein Gegenstück – das parasympathische Nervensystem – nicht für ausreichend Entspannung, Ruhe und gesunden Schlaf sorgen. Sind wird permanent in diesem Zustand — man spricht hier auch von Sympathikotonie —, stehen wir unter Dauerstress. Unser Körper kann damit nicht umgehen und kollabiert irgendwann. Betroffene bewegen sich dann ständig zwischen den Extremen „ganz oben“ und „ganz unten“. Ist dieser Zustand erstmal erreicht, funktionieren wir zwar noch, erleben aber kein Glück, keine Lebensfreude mehr. Um aus diesem anstrengenden Dauerzustand auszubrechen, hilft nur das Erlernen von Strategien zur Selbstregulation.
Symptome und Beschwerden: Wie macht sich innere Unruhe bemerkbar?
- Konzentrationsprobleme
- erhöhter Puls
- Wutanfälle
- Probleme beim Ein- und Durchschlafen
- Kopfschmerzen/Migräne
- Hitzewallungen, Herzklopfen und Schweißausbrüche
- „inadäquate Affektabfuhr“ (Nägelkauen, Zupfen an Kleidung etc.)
- gesteigerter Bewegungsdrang
- immer aktiv sein müssen
- Ängste und Depressionen
Therapie und Behandlung: Ruhe finden durch professionelle Hilfe
Die Gründe für innere Unruhe können vielfältig sein. Alles, was du fühlst sind letztlich nur Symptome eines tiefer liegenden Problems. Diese innere Dysregulation zu einer guten Selbstregulation hin zu verändern, braucht Zeit und oftmals Unterstützung.
Im Rahmen unserer Traumatherapie unterstützen wir dich dabei, mit den Beschwerden umzugehen, Mittel und Wege zur Selbstregulation zu finden, ständiges Grübeln einzustellen und endlich Momente der Ruhe und wahre Entspannung zu finden. Informationen zu den Therapie-Angeboten unserer Praxis findest du ebenfalls auf unserer Webseite. Wir helfen dir dabei, die Gründe für deine innere Unruhe zu ermitteln und die Anspannung nachhaltig und dauerhaft zu lösen. Bei Fragen stehen wir dir gerne zur Verfügung. Nimm jetzt Kontakt zu uns auf.
Neben der Therapie solltest du evtl. auch einen Arzt aufsuchen, der untersucht, ob körperliche Ursachen für die innere Unruhe verantwortlich sind.
Das kannst du selbst gegen innere Unruhe tun
Zunächst ist es wichtig, dass du ein Bewusstsein für die innere Unruhe entwickelst. Solange du nicht akzeptierst, dass das Problem besteht, bist du ihm hilflos ausgeliefert. Purzeln die Gedanken mal wieder wild durcheinander und Anspannung und Stress setzen dir zu, wird es dir langfristig nicht helfen, nervös im Zimmer umherzulaufen oder dich von Fernseher oder Internet berieseln zu lassen. Es gilt, die Gründe für innere Unruhe zu erkennen und Wege zur Selbstregulation zu erlernen. Hilfreiche Informationen zum Themenkomplex Selbstregulation findest du ebenfalls auf unserer Webseite.
Maßnahmen und Mittel, um die Symptome innerer Unruhe zu lindern, können neben professionellen Therapien bspw.:
- Progressive Muskelrelaxation
- Autogenes Training
- Yoga
- Atemübungen
- Verbesserung der Schlafhygiene
- gesunde Ernährung (Verzicht auf Koffein, Zucker, Alkohol etc.)