Scham – Ihre Bedeutung für deine Entwicklung

Scham kleiner Elefant

Scham ist ein furchtbares Gefühl. Es ist eine Emotion, bei der wir im Boden versinken möchten. Scham ist weit mehr als Verlegenheit oder etwas peinlich zu finden. Scham ist ein Gefühl, das uns sagt: Du bist falsch!

Das kann so stark werden, dass es uns das Gefühl für eine Lebensberechtigung nimmt und wir lieber sterben möchten.
Schamgefühle können im späteren Leben aber auch ein Zeichen für Wachstum sein!

Lies in diesem Artikel mehr zum Thema Scham: Bedeutung, Entstehung und unterschiedliche Ausprägungen.

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Wie entsteht Scham?

Scham entsteht in dem Moment, in dem wir beginnen, die Welt zu erkunden (nach dem ersten Lebensjahr).
Plötzlich können wir Dinge tun, die unsere Eltern nicht wollen oder bei denen wir uns in Gefahr begeben. Eltern und Bezugspersonen müssen dem Kind immer wieder vermitteln: Das, was du gerade tust, ist nicht in Ordnung! Hör auf damit!

Scham ist eine wichtige soziale Emotion

Scham ist eine zutiefst soziale und sozial unbedingt notwendige Emotion.

Niemand möchte mit jemandem zusammenleben oder befreundet sein, der oder die schamlos ist und auch so agiert.

Scham und ihre Bedeutung für deine Einwicklung zeigen sich insbesondere in sozialen Situationen. In der Zeit der Schamentwicklung erfährt unsere Gehirnentwicklung einen enormen Schub. In dieser Zeit lernen wir, dass wir nicht allein auf der Welt sind und dass andere Menschen auch Bedürfnisse und Grenzen haben. Der sogenannte gesunde kindliche Narzissmus erfährt hier einen gehörigen Dämpfer.

Im ersten Lebensjahr geht es nur um uns selbst. Das ist richtig, gut und gesund!

Die Welt entdecken und Grenzen erfahren

Scham und ihre Bedeutung für unsere Einwicklung zeigt sich bereits ganz früh im Babyalter: Ein Baby verhält sich nicht „absichtlich“ so oder anders. Es lebt noch immer in einer Blase mit seiner Bezugsperson und kann zwischen Ich und Du noch nicht trennen. Es ist eins mit seiner Umwelt und kann nur auf die eigenen Impulse, Empfindungen und Bedürfnisse reagieren.

In dem Moment, in dem es beginnt, die Welt zu entdecken, geschieht eine erste Trennung von der Bezugsperson. Die Welt wird größer, das Kind entwickelt Selbstwirksamkeit und beginnt die Welt zu erforschen. Gesunde Kinder haben einen starken Explorationstrieb. Sie fühlen sich sicher an die Bezugsperson gebunden und können von dieser sicheren Basis aus neugierig sein. Essenziell für Scham und ihre Bedeutung für unsere Einwicklung ist die Veränderung der Dynamik im Umgang mit der Bezugsperson. Die Bezugsperson unterstützt das Kind bestenfalls dabei, gibt eine sichere Ausgangsbasis und sorgt dafür, dass die Exploration der Welt ungefährdet verläuft. Dabei macht das Kind zum ersten Mal die Erfahrung von Grenzen.

Es entdeckt zum Beispiel, dass es etwas umwerfen kann. Das ist eine großartige, freudige und unglaublich selbstwirksame Erfahrung für das Kind. Eltern erleben dies allerdings aus einer völlig anderen Perspektive: Sie sehen, wie die geliebte Porzellanfigur zu Boden fällt und kaputt ist.

Hier werden zum ersten Mal unterschiedliche Perspektiven und Reibungspotenzial greifbar, die sich enorm auf Scham und ihre Bedeutung für unsere Einwicklung auswirken: Das Kind erlebt hier plötzlich Grenzen, Ärger und Frustration von den Menschen, die im ersten Lebensjahr fast nur positive, affirmierende Laute von sich gegeben haben und meistens freundlich waren – jeder Pups und jeder Rülpser wurden bisher glücklich kommentiert.

Für das Kind entsteht hier also eine vollkommen neue Situation. Auf einmal erlebt es Begrenzungen und Frustration bei Dingen, bei denen es bisher gewohnt war, positive Bestätigung zu bekommen. Es sieht plötzlich in den sonst so freundlichen Gesichtern seiner Bezugspersonen Ärger und Unfreundlichkeit.

Was geschieht im körperlichen System?

Um zu veranschaulichen, welche Bedeutung Scham und Schamgefühle für unsere Einwicklung hat und was dabei im Körper eines Babys vorgeht, möchte ich dir Beispiel ein geben. Versetze dich kurz in folgende Situation:

Stell dir vor, du hast etwas total Tolles erlebt und gehst voller Freude und Enthusiasmus zu deiner oder deinem Liebsten. Anders als von dir erwartet, schaut er oder sie dich aber total ärgerlich oder ablehnend an.

Wir können in unserem Körper sofort fühlen, wie schmerzlich das ist und was es mit unserer Energie und unseren Gefühlen macht. Wir können den Dämpfer ad hoc spüren.

Dies führt bei Babys zu einem sehr plötzlichen Abfall der „sympathikotonen Energie“ (hohe freudige Erregung) — und das ist ein entscheidendes Ereignis, das nachvollziehbar macht, welch enorme Bedeutung Scham für unsere Einwicklung haben kann. In dieser für sie völlig neuen Situation kollabieren Babys in einen unangenehmen parasympathischen Zustand – sie erstarren! Löst sich der Zustand kurze Zeit später, so beginnen die Kinder meist zu schreien, weil sie die Spannung allein nicht auflösen können.

In diesem Moment führt dies zu einem Bruch in der Bindung zwischen der Bezugsperson und dem Kind. „Genügend gute Eltern“ (ein Ausdruck der Bindungstheorie, da es perfekte Eltern nicht gibt) gehen dann zum Kind und „reparieren“ diesen Bruch. Sie helfen dem Kind, sich wieder zu regulieren. Ist das Kind sicher gebunden, dann wird all dies nicht sehr lange dauern. Das Kind wendet sich wieder beruhigt der Welt zu und exploriert weiter. Der Umgang mit Scham und ihre Bedeutung für unsere Einwicklung hängt also in hohem Maße von den Bezugspersonen ab. Lernen, sich zu schämen und Schamgefühle auszuhalten ist somit ein wesentlicher Punkt der frühkindlichen Bildung.

Kinder machen eine wichtige Erfahrung

In dieser Zeit machen Kinder eine extrem wichtige Lernerfahrung. Sie lernen, dass Beziehungen auch schwierig sein können, es Konflikte geben darf, man nicht immer einer Meinung sein muss und dennoch geliebt und unterstützt wird. Sie lernen, dass Beziehungsunterbrechungen repariert werden und zu noch mehr Sicherheit führen, da man weiß, dass die Beziehung auch Konflikte aushält.

In diesem Zusammenhang gilt für den Umgang mit Scham und ihrer Bedeutung für unsere Einwicklung: Menschen, die denken, dass Beziehungen immer harmonisch sein sollten, haben fast immer eine unsichere Bindung als Kind erlebt, in der Beziehungsbrüche nicht repariert wurden.

Leider führt dies oft dazu, dass man selbst auch als Erwachsene*r kaum ein größeres Spektrum an Reparaturmöglichkeiten hat. Sich zu schämen und mit Schamgefühlen konfrontiert zu werden, kann dann zum Problem werden.

Schamgefühle steuern unser Verhalten

Das Kind macht in frühen Jahren also viele große Lern- und Entwicklungsschritte. Eine essenzielle Erkenntnis im Zusammenhang mit Schamgefühlen und ihrer Bedeutung für unsere Einwicklung: Letztlich machen all diese Schritte uns zu den sozialen Wesen, die wir sind oder sein sollten. Durch Schamentwicklung lernen wir, dass wir aus der sozialen Gemeinschaft fallen können, wenn wir uns nicht sozial angemessen benehmen.

Sehr viele unserer Verhaltensweisen sind von unseren Schamgefühlen gesteuert, ohne dass wir dies wahrnehmen. Es gibt 1000 Dinge, die wir nicht tun, weil wir uns sonst schämen würden. Das ist im Großen und Ganzen gut so. So gesehen hat Scham also eine wichtige Bedeutung für unser Zusammenleben in dieser Gesellschaft.

Schamgefühle und ihre Bedeutung: Wenn Scham uns am Leben hindert

Bei vielen von uns ist diese Entwicklung leider nicht optimal gelaufen, wodurch die Bedeutung von Scham eine andere, ausschließlich negative Konnotation erhalten hat.
Dies liegt daran, dass die meisten von uns nicht nur kurz daran gehindert wurden, etwas zu tun, sondern gleichzeitig beschämt wurden. Wir wurden mit unseren Schamgefühlen allein gelassen.

Ermahnende bisweilen verletzende oder demütigende Sätze zeigen uns, dass wir nicht in Ordnung sind mit dem, was wir tun. Hören wir solche Dinge immer und immer wieder und das vielleicht in noch schlimmeren Formulierungen oder gar wütenden Beschimpfungen, kommen wir als Kind zu dem Schluss: Ich bin falsch! Beispiele hierfür können etwa Sätze sein wie “Was machst du nur wieder?!“ oder „Kannst du nicht einmal aufhören, Dummheiten zu machen!?“.

Entscheidend für Scham und ihre Bedeutung für das Kind sind auch hier wieder die Eltern und deren Art und Weise zu tadeln. Selbst wenn Eltern das Kind „nur“ allein lassen in dem dysregulierten Zustand, in den es fällt, entsteht sogenannte toxische Scham. Sie vergiftet unser Selbstbild und unser Leben. Und sie hindert uns daran, das Leben zu erforschen, neugierig zu sein und das Leben zu genießen.

Scham ist ein Gefühl, das so toxisch werden kann, dass man lieber sterben möchte, als es weiter aushalten zu müssen.

Manchmal sehen Menschen rot und entwickeln dann Schamrage. Eine tiefe Rage, die stärker ist als Wut. Ein zerstörerisches Gefühl, das manchmal explodiert und meist viel Schaden hinterlässt. In diesen Extremfällen erhält Scham eine Bedeutung, die nichts mehr mit einem gesunden, regulierenden Schamgefühl zu tun. Es ist ein Versuch, die eigene Würde zu retten und nicht in dem Gefühl der absoluten Wertlosigkeit zu versinken. Auf der anderen Seite der des Reaktionsspektrums kann auch der Fawn Response oder Bambi-Reflex ein Ergebnis von Beschämung in der Kindheit sein.

Wir lernen die Regeln und Normen unserer Eltern

Wir lernen in der Kindheit durch Scham, uns „zu benehmen“. Das ist sinnvoll, da es wichtig ist, dass wir die Bedürfnisse und Grenzen anderer im Auge behalten und niemanden willentlich verletzen. Es ist wichtig zu lernen, dass wir uns in einem sozialen Kontext bewegen und es bedeutsame Regeln gibt, die unser aller Leben sicher und angenehm machen.

Für Scham und ihre Bedeutung für unsere Entwicklung gilt: In vielen Fällen lernen wir aber auch sehr dysfunktionale Dinge, die uns am Leben und unserer Lebendigkeit hindern. Wir lernen die Regeln und Normen unserer Eltern, die oft auch kein lebendiges, glückliches Leben leben.

Wir lernen, dass

  • wir allein gelassen oder verachtet werden, wenn wir etwas „falsch“ machen.
  • Exploration und Neugier zu Schmerzen und Liebesentzug führen.
  • uns niemand mehr mag, wenn wir in unsere Kraft gehen und uns ausprobieren.
  • Fehler unverzeihlich sind und Beziehungen nicht repariert werden können, sondern jeder mit seinen Verletzungen allein klarkommen muss.

All dies führt nicht zu einem erfüllten, lebendigen und verbundenen Leben.

Toxische Scham ist eine unglaublich trennende Emotion

Die Bedeutung dieser Scham für unser Gefühlsleben kann zerstörerisch sein, denn sie ist eine unglaublich trennende Emotion. Tragen wir chronische toxische Scham in uns, dann fühlen wir uns innerlich „falsch“. Wir denken, wir genügen nicht, wir haben Selbstzweifel und das tiefe Gefühl, eigentlich gar keine Lebensberechtigung zu haben.

Dies alles kann dazu führen, dass wir uns anpassen und „kleine Brötchen backen“. Manchmal führt es auch dazu, dass wir uns als außerhalb der Gesellschaft stehend empfinden und im besten Fall sehr individualistische eigene Wege gehen oder im schlimmsten Fall straffällig werden. Die Bedeutung von Scham und Schamgefühlen für unseren gesamten Lebensweg darf also nicht unterschätzt werden! In meinem Artikel über Selbstverletzendes Verhalten erfährst du, wie toxische Scham uns und unsere Beziehungen zerstören kann.

Die Bedeutung von Scham für deine Selbstentwicklung

Beginnen Menschen damit, an sich zu arbeiten, Therapie zu machen, sich Fragen zu stellen und andere Wege der Veränderung zu gehen, sind sie häufig zunächst mit diesem inneren Meer von Schmerz und Angst konfrontiert.

Wir haben ja all diese Einschränkungen entwickelt, damit wir vielleicht doch ein wenig von anderen gemocht und vielleicht sogar geliebt werden und irgendwie unser Leben meistern können.

Diesbezüglich liegt die Bedeutung von Scham auf der Hand: All diese gelernten Dinge, Überzeugungen, Muster und Verhaltensweisen sollen uns vor dem Schmerz schützen, den wir früher erfahren haben, wenn wir nicht „richtig“ waren.

Wir haben diese Muster tief verinnerlicht. Sie sind unser innerer Fahrplan für das Leben. Sie sind die Blaupause, nach der wir funktionieren.

Jeder Verstoß löst Schamgefühle in uns aus

Nun ist das Problem, dass wir genau gegen diese innere Blaupause verstoßen, wenn wir neue Erfahrungen machen und neue Verhaltensweisen lernen. Lernen bedeutet, neue Welten zu explorieren. Therapie und Veränderungsprozesse verstoßen damit gegen diese inneren Grenzen, Normen und Werte, die wir als Kind gelernt haben.

Die regulierende Bedeutung von Scham wird ad absurdum geführt und ins Toxische umgekehrt: Jeder Verstoß löst extrem viel Stress und Angst aus. Wir erwarten innerlich sofort die Strafe von damals. Heute bestrafen uns allerdings nicht mehr unsere Bezugspersonen (zum Beispiel die Eltern). Wir selbst fangen an, in unserem Kopf gegen uns vorzugehen. Wir sehen rot, beschimpfen uns und machen uns das Leben zur Hölle. Diese verinnerlichten Normen sind unglaublich schwer zu durchbrechen, weil es sich immer wieder so anfühlt, als würde die „Strafe“ wirklich jetzt stattfinden. Häufig projizieren wir diese negativen Gefühle dann nach außen oder re-inszenieren unsere Erfahrungen von Ablehnung und „Strafe“. Diese Mechanismen sind sehr mächtig und führen häufig dazu, dass wir unsere Expansionsversuche wieder einstellen.

Was können wir tun, um den Mut nicht zu verlieren?

Essenziell für eine “gesunde” Scham und ihre Bedeutung für unsere Emotionen: Damit wir in unserem Wachstumsprozess nicht resignieren oder uns ständig in alten Gefühlen verirren, brauchen wir eine Metaebene und ein neues Verständnis von Schmerz. Wir müssen lernen zu differenzieren, ob Gefühle durch eine aktuelle Situation entstehen und angemessen sind oder ob wir alte Gefühle erfahren, die durch unser neues Verhalten re-aktualisiert werden – und damit eigentlich ein positives Zeichen sind: Wir berühren unsere alten Begrenzungen!

Vor allem müssen wir in diesem Prozess lernen, uns selbst zu beobachten. Wir brauchen zunehmend mehr Verständnis dafür, dass Mama und Papa heute nicht mehr da sind (oder keine Macht mehr über uns haben) und wir heute aber statt ihrer unsere eigene innere Peitsche schwingen. Für die toxische Scham und ihre Bedeutung für unser Gefühlschaos ist es wichtig zu verstehen und zu fühlen, dass wir selbst heute diejenigen sind, die uns bestrafen und niedermachen. Das gilt es zu verändern!

Nur du kannst dein Fühlen verändern

Je mehr wir diesen bisher unbewussten und automatisierten Prozess zu uns nehmen und beobachten lernen, desto mehr kann uns klar werden, dass wir selbst auch diejenigen sind, die die Macht haben, diese inneren Prozesse zu verändern und irgendwann zu stoppen.

Solange wir denken, dass wir keinen Einfluss auf unsere eigenen Gedanken und Gefühle haben, sind wir uns selbst und unserer Prägung ausgeliefert. Dies ist von zentraler Bedeutung für Scham in ihrer toxische Ausprägung. Meist denken wir dann leider auch, dass andere an unseren negativen Gefühlen schuld sind und andere die inneren Gefühle von Scham und Ablehnung auslösen. Wir verlieren uns in einer Endlosschleife von schmerzlichen Erlebnissen und wiederholen unsere Kindheitserfahrungen.

Warum Scham ein Zeichen für Wachstum sein kann

Leider aktivieren oft gerade positive Erlebnisse die alten Dämonen. Deshalb ist es so wichtig, eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu etablieren.

Wir müssen lernen wahrzunehmen, dass wir gerade eine schöne Erfahrung machen. Dann können wir uns innerlich dafür bereit machen, dass wahrscheinlich gleich der Rückschlag in Form von Scham und/oder anderen sehr unangenehmen Gefühlen kommt. Um die toxische Scham und ihre Bedeutung für unsere negativen Gefühle zu bewältigen, müssen wir lernen, diese anzunehmen. Dazu gehört auch, den Schmerz zu akzeptieren und sich nicht gegen ihn zu wehren.
Der Schmerz zeigt dir, dass du wächst und dass es vielleicht noch etwas zu betrauern und zu verarbeiten gibt.

Ich vergleiche das gerne mit einer Massage: Es gibt gute und schlechte Schmerzen. Bei einer guten Massage kann es sein, dass mir diese weh tut. Aber es ist ein guter Schmerz, da sich Verspannung löst. Ich kann lernen diesen Schmerz durchzuatmen und dennoch die Massage zu „genießen“.

Die Bedeutung von Schamgefühlen ändern

Scham und ihre Bedeutung für unser Leben sind natürlich deutlich komplexer. Mir ist klar, dass das im Leben mit alten Schmerzen und Mustern viel schwerer ist — aber es ist möglich! Ich arbeite selbst innerlich viel mit dem Bild eines Surfers, das mir ein weiser Mensch gegeben hat. Dabei versuche ich, nicht in die (emotionalen) Wellentäler zu fallen, sondern sie zu surfen. Ich atme und beobachte, was in mir passiert. An guten Tagen schaffe ich es, mich in den Schmerz zu entspannen und zu beobachten, dass er sich dann häufig recht schnell auflöst.

An schlechten Tagen geht es mir einfach schlecht. Ich habe gelernt und akzeptiert, dass das Leben gute und schlechte Tage und gute und schlechte Zeiten hat. Das ist okay. Wir müssen lernen, die Bedeutung von Scham und Schamgefühlen für unsere Emotionen zu akzeptieren und mit unseren Hochs und Tiefs zu leben.

In schlechten Zeiten versuche ich, mir Hilfe von Freundinnen zu holen, die mich in den Arm nehmen und mich liebevoll unterstützen. Denn niemand kann alles allein.

Diese Veränderung ist ein langer Prozess. Wir müssen dabei lernen, eine andere Perspektive auf uns selbst und das eigene Erleben einzunehmen und die inneren Stimmen immer mehr zu befrieden. Das hat mich viele Jahre gekostet – aber es hat sich gelohnt. Und nicht immer braucht es Jahre, die Scham und ihre Bedeutung für unser Leben zu akzeptieren und toxischen Schamgefühlen zu entwachsen!

Auf dem Weg habe ich auch viele schöne Erfahrungen machen dürfen. Mein Leben hat sich durch den dadurch entstandenen inneren Frieden und die große Lust und Neugier auf das Leben so stark geändert, dass ich es niemals missen möchte und sich jede Mühe gelohnt hat.

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