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Schuld und Trauma – und wie du damit umgehen kannst

von | 08.07.2017 | 0 Kommentare

Schuld und Gewalt

​Schuld ist ein Thema, welches oft bei Menschen aufkommt, die von Gewalt betroffen sind – vor allem von sexualisierter Gewalt. Es ist unglaublich und immer wieder niederschmetternd, wie viele Betroffene sich selbst die Schuld an dem geben und sich für das schämen, was ihnen passiert ist. Wir sind nicht verantwortlich für die Handlungen anderer Menschen und trotzdem übernehmen viele Opfer diese Verantwortung. Dies geschieht vor allem, wenn die Traumatisierung von einer Person ausgelöst wurde (man-made disaster).

Schuld und Scham

Scham sind die Schwestern von Trauma und fast alle Betroffenen haben damit zu tun. Selbst wenn es um Ereignisse wie einen Unfall, eine Krankheit oder eine andere tragische Begebenheit geht, scheint unser Verstand sich gegen uns zu wenden.

Schuld entsteht, wenn ich mit dem Wissen von heute auf damals schaue. Heute weiß ich es besser, damals aber nicht und solange ich es nicht anders konnte, ist damit keine Schuld in dem Sinne verbunden.

​Der Sinn von Schuldgefühlen

​​Ein gesundes Schuldgefühl hilft uns, die Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen. Es ermahnt uns, wenn wir etwas getan haben, das nicht in Ordnung war und es sollte uns daran erinnern, unser Handeln zukünftig zu ändern. Ein gesundes Schuldgefühl ist ein Aufrütteln. Es geht nicht darum, dass ich für alles, was ich getan habe, zu Kreuze kriechen muss, wenn es für jemand anderen nicht o.k. war. Sondern ich muss schauen, ob ich jemandem ernsthaft wehgetan oder geschadet habe. Dann sollte ich mich entschuldigen, meinem Gegenüber mit Empathie begegnen und mich zukünftig besser verhalten.

Verantwortung übernehmen

​​Täter geben gerne ihren Opfern die Schuld für ihre Taten. Besonders Kinder, aber auch Erwachsene unterliegen häufig dieser Verdrehung der Verantwortlichkeit. Männer, die ihre Frauen schlagen, rechtfertigen ihre Übergriffe z.B. oft, indem sie der Frau vorwerfen, von ihr gereizt oder provoziert worden zu sein. Das Opfer glaubt irgendwann, dass es selbst der Auslöser ist – dem ist nicht so!

​​Es war nicht Deine Schuld!

​​​Alle Situationen, in denen wir Gewalt erfahren, machen uns extrem ohnmächtig. Deswegen sind sie oft so traumatisierend. Schuld ist ein Mechanismus, der uns einen Ausstieg aus dieser Ohnmacht ermöglicht. Denn Schuld impliziert, dass mir nichts passiert wäre, wenn ich mich anders verhalten hätte. Dies kann für eine gewisse Zeit sehr hilfreich sein, steht uns aber früher oder später sehr im Weg. Denn wenn ich damals schuld war, dass mir etwas Schlimmes passiert ist, bin ich es heute wieder und provoziere es wieder. Dieses Selbstbild hindert uns so sehr ins Leben zu gehen und uns zu entfalten.

Als Erwachsener ist es wichtig, zu sehen, dass ich vollkommen unschuldig war. Erwachsene haben die Verantwortung für ihr Handeln. Du warst nicht schuld – egal, was Dir widerfahren ist.

Ich hoffe, dieser Beitrag hat Dir etwas gebracht und regt Dich zum denken an.

​​Liebe Grüße
Dami

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