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Selbstverletzendes Verhalten – wenn die Seele schmerzt

von | 25.06.2021 | 15 Kommentare

Selbstverletzendes Verhalten oder auch Autoaggression wird oft in Verbindung mit Ritzen oder Schneiden gebracht. Für die Betroffenen ist es häufig mit Scham verbunden. Sie verstecken ihre Wunden oder Narben und haben das Gefühl, damit allein zu sein.
Es ist wichtig diese Selbstverletzungen als das zu sehen, was sie wirklich sind.
Ein verzweifelter Versuch sich zu regulieren und den inneren Druck irgendwie zu mindern.

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Wenn nichts mehr geht

In manchen Momenten ist der innere Schmerz so groß, dass wir glauben, es nicht mehr auszuhalten. Wir fühlen uns am Boden und haben das Gefühl, verrückt zu werden oder einfach nur noch schreien zu wollen.
Und von außen sieht man: nichts!
Niemand sieht deinen Schmerz und deinen inneren Kampf. Niemand fühlt die Leere, die Scham, das Leid oder das innere Tot-Sein.
Man hat das Bedürfnis, dem Gefühl irgendwie einen Ausdruck zu geben, weil man sonst platzt oder im Nichts versinkt. Manchmal scheint dann selbstverletzendes Verhalten als der einzige Weg: Ein Ventil für den Schmerz, den man nicht mehr aushalten kann.

Was ist selbstverletzendes Verhalten

Nicht-suizidales, selbstverletzendes Verhalten wird im ICD 10 nicht als eigenes Störungsbild benannt. Die autoaggressive Schädigung der eigenen körperlichen Unversehrtheit und Gesundheit erscheint eher in den Symptombeschreibungen psychischer Erkrankungen.
Hier wird sie als affektive Dysregulation benannt, eine Störung, die erst seit wenigen Jahren offiziell anerkannt ist.

Besonders häufig kommt es im Rahmen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung zu Selbstverletzungen. Aber natürlich hat nicht jede Person, die sich selbst verletzt, eine Borderline-Störung.

Selbstverletzendes Verhalten findet man unter anderem auch bei:

  • Depressionen
  • Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
  • Ess-, Zwangs- oder Angststörungen
  • mangelndem Selbstwertgefühl
  • der Unfähigkeit, Gefühle auszudrücken und
  • schwach ausgeprägten Selbstregulierungskräften.

Symptome von selbstverletzendem Verhalten

Autoaggressives, selbstverletzendes Verhalten beinhaltet eine ganze Reihe von Handlungen, bei denen sich die Betroffenen Verletzungen oder Wunden zufügen oder ihrem Körper und ihrer Gesundheit auf andere Art schaden. In der Psychologie bezieht man sich hier meist auf das Ritzen oder Schneiden.
Wenig beachtet ist hingegen die weite Verbreitung von Selbstschädigung, die gesellschaftlich eher akzeptiert und zum Teil schon normal sind.
Auch stundenlanges Sitzen vor dem Computer, Zigaretten, Alkohol oder ungesundes Essverhalten schaden uns. Manche Menschen strapazieren ihre Gesundheit durch exzessiven Sport oder zu vieles Arbeiten.
Manchmal zerstören wir eine Beziehung, weil wir Angst vor der Nähe haben und schaden uns auf diese Art und Weise.

Unter selbstverletzendem Verhalten liegt in der Regel das tiefe Bedürfnis, dem ständigen inneren Druck ein Ventil zu geben. Woher dieser Druck kommt, ist sehr unterschiedlich und individuell.
Wenn du anfängst, genauer zu schauen, an welchen Punkten du deine Handlungen gegen dich selbst richtest, dann kannst du besser erkennen, wo du wirklich etwas verändern kannst.

Gründe für selbstverletzendes Verhalten

Für mich gehört selbstverletzendes Verhalten – ebenso wie Dissoziation – zu den Überlebensressourcen.
In Traumatherapien ist viel von Ressourcen die Rede. Allerdings wird weniger beleuchtet, dass es sehr unterschiedliche Qualitäten von Ressourcen gibt. Im Alltag nutzen wir diese Ressourcen, um uns zu regulieren, damit wir gut oder einigermaßen durch den Tag kommen.
Funktionale Ressourcen helfen uns nicht nur, uns zu regulieren. Sie sind auch gut für uns.
Dysfunktionale Ressourcen oder Überlebensressourcen helfen uns ebenfalls, uns zu regulieren. Aber sie kosten uns auch etwas. Das sind zum Beispiel Handlungen wie Fernsehen, vor dem Computer versacken oder Schokolade in uns hineinzustopfen.

Je nachdem, ob wir in einer andauernden Übererregung sind oder unser Nervensystem in einem ständigen Erschöpfungszustand ist: Wenn es uns zu viel wird, brauchen wir etwas, das uns reguliert.
Fehlen uns die Alternativen, dann greifen auf das zurück, was wir kennen.

Es gibt also zwei sehr gegenpolige Gründe für selbstverletzendes Verhalten:

  1. Spannungsabbau aus einer Übererregung heraus
  2. Sich bei innerer Leere wieder fühlen wollen

Ein dritter Punkt kommt hinzu, wenn wir Autoaggressionen als Mittel zur Selbstbestrafung benutzen.

Weil der Druck nicht mehr auszuhalten ist

Unser Leben und unsere Handlungen sind ständig von Gefühlen begleitet.
Ob wir sie bewusst wahrnehmen oder nicht: Wir können nicht nichts fühlen. Wir können Gefühle aber so abspalten, dass wir sie nicht mehr wahrnehmen. Sie agieren dann im Untergrund, unbewusst.

Problematisch wird es, wenn sich bestimmte Gefühlslagen so verfestigen, dass sie sich kaum noch verändern. Wir werden innerlich hart oder starr und es kann sich ein Druck aufbauen, der eine unerträgliche innere Spannung erzeugt.

Dann kann eine Verletzung ein Ventil sein. Es fühlt sich für eine kurze Zeitspanne wie eine Erlösung an.

Leider lernt unser Gehirn schnell: Durch diese Handlung kommt Entspannung!

Eine große Rolle spielen dabei die einsetzenden Körperreaktionen: Angefangen von den ausgeschütteten Botenstoffen über muskuläre Reaktionen bis hin zu einer veränderten Atmung oder ruhigerem Herzschlag. Es kommt also zu einer kurzfristigen Information: Jetzt ist alles in Ordnung. Ich entspanne mich.

Steigt der Druck wieder an, dann beginnt der Kreislauf von vorn. Wir sind gefangen in einer Spirale aus selbstschädigendem Verhalten und kurzfristiger Erlösung. Unter dem Druck von starken Belastungen nimmt autoaggressives Verhalten oft zu. Beispiele dafür sind Ängste, Sorgen oder das Wegfallen von sozialen Kontakten und eigenen Ressourcen.

Selbstverletzendes Verhalten sorgt bei überwältigenden emotionalen Zuständen für eine kurzfristige Erleichterung. Es ist also der Versuch, sich aus einem starken, unangenehmen Gefühlszustand zu befreien.

Weil ich mich selbst nicht mehr fühlen kann

Ein anderer Auslöser kann das Gefühl von Taubheit und innerer Leere sein, aus dem die Betroffenen entkommen möchten.
Selbstverletzendes Verhalten wird als Versuch eingesetzt, dieses Erleben von Dissoziation und Selbstentfremdung zu beenden, um sich selbst wieder zu spüren.

Auch hier steigt der innere Druck so stark an, dass der Drang, sich selbst zu verletzen als unumgänglich wahrgenommen wird.

Weil ich es nicht wert bin, liebevoll behandelt zu werden

Autoaggressionen bei Erwachsenen können auch ein Mittel zur Selbstbestrafung sein.

Werden wir als Kinder nicht liebevoll behandelt und gespiegelt, dann entsteht in uns ein verzerrtes Bild von uns selbst. Schlimmstenfalls erzeugt es Selbsthass. Als Folge haben manche Menschen den Zwang, sich immer wieder selbst bestrafen zu müssen. Oft folgt das Gefühl nach einem Erlebnis, bei dem wir glücklich oder stolz auf uns waren.
Dann meldet sich automatisch der innere Kritiker, der diese Erfahrungen herunterspielt oder ins Gegenteil verkehrt.

Auch hier lohnt sich ein Blick unter die Oberfläche.
Welche Annahmen oder Glaubenssätze verbergen sich tatsächlich dahinter? Sind sie heute überhaupt noch relevant und sinnvoll?
Wenn du dazu neigst, dich mit selbstschädigendem Verhalten zu bestrafen, dann kannst du mit der Zeit herausfinden, welcher Sinn dahinter liegt.
Ist es tatsächlich deine Überzeugung oder hast du das Verhalten übernommen, weil du so behandelt wurdest? Als Kinder haben wir selten eine andere Referenz und kommen schnell zu der Überzeugung, dass wir es nicht anders verdient haben. Dass dieses Bild längst veraltet ist, bemerken wir nicht und übernehmen eine Stimme, die nicht unsere ist.

Mach dir klar, dass du nichts falsch gemacht hast! Erkenne, wo du heute stehst.

Was hast du schon erreicht und warum bedeutest du anderen Menschen etwas?
Traue dich, sie zu fragen. Dann bekommst du ein farbigeres Bild von dir selbst und siehst deine liebenswerten Seiten viel klarer.

Der Ausstieg aus der Spirale

Ich zähle selbstverletzendes Verhalten zu den Überlebensressourcen. Solange es das einzige Mittel bleibt, das wirklich hilft, werden wir im Notfall immer darauf zurückgreifen.

Um nach und nach aus dieser selbstzerstörerischen Schleife auszusteigen, brauchst du eine Alternative, die das Gleiche bewirkt.

Beobachte, wann der Impuls kommt, dann kannst du es mit Alternativen versuchen.
Wir unterschätzen oft, wie ablenkbar unser Gehirn ist! Wenn wir uns in diesen Momenten ablenken können, dann ist der Impuls oft weg.
Welche Handlungen dir dabei helfen, kannst du nur selbst herausfinden.
Gut ist alles, was du in deinen Alltag etablieren kannst. Es geht darum, neue Gewohnheiten zu schaffen, die stark genug sind, dich von den gewohnten Pfaden abzubringen.
Das erfordert Geduld und Durchhaltevermögen.
Sei experimentierfreudig! Durch das regelmäßige Ausprobieren wirst du immer neue Impulse finden.

Wichtig ist, die negative Bewertung und das Tabu wegzunehmen! Du wirst wahrscheinlich immer mal wieder auf das Altbewährte zurückgreifen, auch wenn du weißt, dass es dir schadet. Das ist nicht schlimm.

Am Anfang ist es wichtig zu schauen: Welche Art von selbstverletzendem Verhalten praktizierst du und welche Alternativen könntest du etablieren?

Verabschiede dich von dem Gedanken, dass du autoaggressives Verhalten durch reine Willenskraft abstellen kannst oder dass es für immer verschwindet. Es gibt Phasen oder Situationen im Leben, wo unsere Kraft dafür einfach nicht ausreicht.
Nimm es zur Kenntnis und sei liebevoll zu dir.

Ein weiterer wichtiger Weg ist zu lernen, deine Gefühle besser zu regulieren. Dann kommst du immer seltener in Situationen, in denen du eine schnelle Entlastung brauchst.
Was ist Selbstregulation? Welche Strategien passen zu mir? Zum Thema Selbstregulation findest du sehr viel Material in meinen Beiträgen und Videos.

Ich hoffe, ich konnte dir einen neuen Blick auf das Thema zeigen und auch Wege aus diesem selbstzerstörerischen Umgang mit dir selbst.
Falls du mehr Unterstützung möchtest, dann ist mein Kurs „Mit Trauma leben“ vielleicht etwas für dich. Dort lernst du mehr Selbstregulation und Mitgefühl für dich.

An dieser Stelle möchte ich dir noch folgende meiner Blogartikel empfehlen:

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Lerne Trauma besser zu verstehen und mehr Verständnis für dich zu haben!

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15 Kommentare

  1. Danke liebe Dami, das ist sehr gut und lebensnah erklärt und ich kann mich oft so gut wiederfinden…..

    liebe Grüsse von Martina

    Antworten
  2. Echt bewundernswert wie du Selbstverletzen als Regulierung mit Berechtigung beschreibst. Fällt mir durch deine Art des Sprechens leichter mich anzunehmen und mich wohlwollend zu hinterfragen.
    Danke Dami

    Antworten
  3. Genau so ist es anders kann man es glaub ich nicht beschreiben,
    viele denken an selbstverletzendes Verhalten nur an das klassische Ritzen damit hab ich zwar seid 5 Jahren aufgehört aber ich merke auch wenn es sich doof anhört ich brauche etwas wo ich wirklich weiß das schadet mir und ich weiß das es mir schadet trotzdem tu ich es…..
    Du hast das mit dem Druck wirklich sehr gut erklärt und ich find mich da (leider) wieder ich hab aber die Hoffnung nicht aufgegeben das ich irgendwann da raus komme…

    Antworten
  4. Liebe Dami!,
    so sehr schätze ich Deine direkte Klarheit, so voll von Verstehen und urteilsfrei, – ohne zu beschönigen:)
    Vom Herzen Frank

    Antworten
  5. Danke für deinen Impuls und für deine Klarheit, dass ein dysfunktionales Verhalten zugleich eine Überlebensressource zu einem bestimmten früheren Zeitpunkt war – und häufig der Auslöser dieses Verhaltens heute gar nicht mehr gegeben ist, nur noch die Erinnerung daran.

    Antworten
  6. Liebe Dami,

    wieder mal ein wundervoller Artikel von Dir, vielen Dank dafür. Gerade in der Suchthilfe könnte vielen Menschen, die zur sogenannten Selbstmedikation konsumieren, mit dieser Sichtweise dabei geholfen werden, den ewigen Kreislauf aus Kampf und Verlangen zu beenden und ihr Leiden mit Erkenntnis und angemessenen Verhaltensalternativen nachhaltig aufzulösen. Ich beschäftige mich mit diesem Thema seit langem und Du sprichst mir aus Kopf und Herzen.

    Antworten
  7. Liebe Dami

    Zu “ Verabschiede dich von dem Gedanken, dass du autoaggressives Verhalten durch reine Willenskraft abstellen kannst …“ möchte ich meine Erfahrung ergänzen:

    In der Tat wäre meine Willeskraft gegen autoaggressives Verhalten gerichtet wenig hilfreich. Es käme zum anhaltenden Kampf zweier Seelenaspekte von mir.

    Jedoch der Kraftanteil, der selber mein autoaggressives Verhalten nährt, ist auch ein Teil meines Willens, sicher gelegentlich ein unbewußter Anteil. Im Moment der Bewußtheit dieser Gegebenheit kann ich über diesen Fluß meiner Willenskraft neu entscheiden und damit den Kraftfluß beenden, womit auch das autoaggressive Verhalten kampflos erliegt.

    Danke für alles Gute und Wertvolle, was Du uns schenkst, liebe Dami

    Marcellino

    Antworten
  8. Liebe Dami

    Dein Beitrag hat mir gerade sehr geholfen, meine Art von Selbstverletzung zu erkennen. Ironischerweise tue ich dann genau das, was ich eigentlich sehr gerne mache, aber auf eine exzessive Art: Ich komme in einen so extremen Schub von Kreativität, dass ich mich nicht mehr spüre, nicht esse und so lange daran arbeite, bis ich fast umkippe.
    Danke, für deine Arbeit, sie ist sehr wertvoll!

    Herzlich Nicole

    Antworten
  9. Danke für die schönen Videos 🙂 sie sind mir sehr hilfreich

    Antworten
  10. Not braucht Hilfe.
    Wie diese aussieht, entscheidet der Moment meiner Möglichkeiten.
    Der Teil in mir, der sich für SVV entscheidet, muss von mir nicht zusätzlich vernichtet oder umgepolt werden.
    Nicht auf Rat von irgendwem.
    Es kam von alleine und vielleicht geht es wieder von alleine. Vielleicht finden wir etwas anderes, vielleicht auch nicht, vielleicht auch einfach nicht für alles. Es ist alles in Ordnung damit, weil ich das sage.
    Wir sind in Ordnung.
    Weil es so ist.
    Annehmen statt bekämpfen.
    Das ist die Info die ich hauptsächlich von Dami Charf höre und das werden wir tun. Das ist gut. Ich habe es im Kopf ganz oben auf der Liste stehen. Waffen niederlegen. Ich nehme die inneren Waffen, die man nicht sehen kann.
    Symptome zu bekämpfen hat uns noch nie wirklich geholfen. Besiegten oder verringerten wir eines, kam das nächste. Wenn man etwas nicht aushält, wird es nicht schöner oder leichter, wenn eine Schleife darum gebunden wird. Aber wir können für schöne Erlebnisse sorgen und alles was schön ist und machbar ist auch umsetzen.
    Danke Dami Charf!

    Antworten
  11. Hallo Dami, danke für all die wertvollen Informationen. Ich habe hier auch meine Art der gelegentlichen Selbstverletzung als Not-Anker erst richtig verstanden. Ich mache zurzeit eine Hypnose-Therapie, ich habe den Eindruck, dass das gut hilft. Nur behauptet mein Therapeut, dass SV nur aus dem Grund geschieht, sich wieder fühlen zu wollen, bei mir ist es aber anders herum: ich brauche ein Ventil, um eben nicht mehr so stark fühlen zu müssen. Hast du evtl. irgendeine wissenschaftliche Quelle, wo die verschiedenen Arten beschrieben werden? Ich habe im Netz nichts gefunden dazu.

    Antworten
    • Liebe Inga, gib ihm doch den Link zu meinem Artikel. Vieleicht hilft das ja, eine Quelle kann ich gerade aus dem Kopf nicht sagen. Herzliche Grüße, Dami

      Antworten
  12. Ich möchte mich auch für diesen Blog-Beitrag bedanken. Mein Sohn verletzt sich selbst und deine Beiträge helfen mir ihn besser zu verstehen. Kein klassischer Ratgeber kann das so gut wie du. Von Herzen danke.

    Antworten
  13. Sehr interessant. Ich leide schon sehr lange an PTBS und aus deren Folge an mittelschwerer bis schwerer Depression und Angststörungen. Auch ich verletze mich immer wieder selber, kannte es aber eben auch immer nur aus dem Grund heraus, Druck abzubauen – was bei mir aber oft nicht zutrifft. Auch ich habe durch meine psychischen Beschwerden immer mal wieder extreme Anspannungen, aber die Selbstverletzungen kommen eigentlich immer, wenn eigentlich nichts ist. Oft versuchte man in Therapien, Kliniken etc. meinen Spannungen auf den Grund zu gehen, sie abzubauen, womit ich aber eben oft nichts anfangen konnte. Ich sagte immer, ich kann gar nichts fühlen, und wenn, dann nur Negatives. Jetzt zu lesen, dass ein selbstverletzendes Verhalten eben auch durch scheinbare Gefühlslosigkeit, durch die innere Leere ausgelöst werden kann, macht es für mich grad etwas plausibler. Ich verletze mich auch, wenn die Anspannung extrem ist, meist aber genau im Gegenteil, weswegen ich direkt danach auch anfange „die Bude umzuräumen“, muss also irgendwas tun. Im Grunde also schon eine „sinnvolle“ Regulierung, wenn auch dabei dann total übertrieben, allerdings aber eben trotzdem schon zu spät, da schon wieder erste Wunden.

    Antworten
  14. Hallo zusammen.

    Wem geht es so wie mir?
    Bei mir steht neben dem Spannungsabbau vorallem der Selbstbestrafungsaspekt im Vordergrund.
    Das sind Situationen, wo ich schon länger Kpnfrontation vermeide, und wo es drauf ankommt, ob ich meinem höheren Bewusstsein oder nur dem Zwang zur Anpassung/ Sucht nach Bestätigung folge.

    Wenn ich mich selbst verrate und damit auch das Gegenüber, mit dem ich in Kontakt bin, dann schlage ich mich selber. Weil es so schlimm ist, dieses Gefühl zu haben, dass ich mich selber wieder mal übergangen habe. Ein anderer Anlass ist, wenn ich irgendwie Schuld auf mich geladen hab. Real oder nicht…

    Im Grunde vermeide ich durch die Selbstverletzung auch die Eigenverantwortung, mit dem Konflikt anders umzugehen., weil mir scheinbar dazu die Kapazität fehlt.
    Obwohl ich immer denke, wenn ich es nur einmal schaffen würde, aus eigener Kraft über meinen Schatten zu springen, dann wäre alles besser…

    Im Moment wird es allerdings schlimmer und schlimmer, denn je länger die Konflikte unbearbeitet werden, desto unschöner wird das Ende. Ich hab soviele rote Linien überschritten…
    Ein Teufelskreis.

    Antworten

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