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Wie deine Stimmung beeinflusst wird – State-Dependent Memory

von | 23.07.2021 | 14 Kommentare

Das State-Dependent Memory (zustandsabhängige Erinnerung) ist ein Konzept, das dir helfen kann, deine Reaktionen zu verstehen und gegebenenfalls zu verändern.
Wir denken, wir erinnern uns immer an die gleichen Dinge und könnten alles abrufen, was wir im Gedächtnis haben. Dem ist aber nicht so.

State-Dependent Memory bedeutet, dass Erinnerungen mit dem spezifischen Zustand verknüpft sind, in dem wir waren, als wir diese Erinnerungen gebildet haben.

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Erinnerungen sind stark an unseren inneren Zustand gekoppelt

Wenn wir Ereignisse erleben, die mit einer hohen Energie verbunden sind, dann ist die Erinnerung daran auch mit einer hohen Energie verbunden. Unter anderem haben auch traumatische Erlebnisse eine hohe Energie.
Wenn wir heute etwas erleben, was eine hohe Energie hat, dann kann es passieren, dass unser Gehirn diese Erinnerungen aus der Vergangenheit und die Ereignisse im Heute zusammenbringt. Wir reagieren oder fühlen uns dann wie damals.

    Ereignisse mit einem hohen Energiepotential sind zum Beispiel:

  • Freude
  • Glück
  • Verliebtsein
  • Sexualität.

Aber auch ein Zahnarztbesuch oder eine schlechte Nachricht lösen Erregung in uns aus und erhöhen damit unser Energielevel.
Das bedeutet, unsere Reaktion im Heute entspricht nicht immer unbedingt dem realen Erleben, sondern kann eben auch durch eine Erinnerung von früher beeinflusst sein.

Lesetipp: An dieser Stelle empfehle ich dir meinen Blogartikel zum Thema „sich einsam fühlen“.

Unser Gedächtnis ist nicht neutral

Unser Gedächtnis ist geprägt von unseren Bedürfnissen und den Erfahrungen, die wir während eines Geschehens hatten. Außerdem arbeitet unser Gehirn selektiv und konzentriert sich auf das, was gerade am dringlichsten erscheint.

Diesen Zusammenhang stellt das State-Dependent Memory her: Wenn ich unglücklich bin, es mir schlecht geht und jemand mich dann nach meinem Leben fragt, fallen mir all die Dinge ein, die nicht gut waren.
Wenn es mir gut geht und ich glücklich und fröhlich bin, dann ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass mir die Dinge einfallen, die schön waren.
Ist meine Grundstimmung von Traurigkeit und Schmerz geprägt, dann ist der Blick auf mein Leben eher negativ und ich empfinde es als schwer und anstrengend.

Den State wechseln

Wenn du das Prinzip deiner zustandsabhängigen Erinnerungen verstanden hast, kannst du das State-Dependent Memory dafür nutzen, deine Lebensqualität zu verbessern. Du tust das, indem du bewusst auf deinen aktuellen State (Zustand) Einfluss nimmst und zum Beispiel regelmäßig Dinge tust, die gut für dich sind.

    Dein aktuelles Energieniveau hebst du auch, wenn du

  • (auf der Stelle) springst
  • bewusst atmest
  • lachst
  • tanzt.

So kannst du versuchen, deinen aktuellen Zustand zu verändern und in einen anderen Zustand zu kommen.
Einige denken dann vielleicht: „Das ist doch nicht echt! Das bin ich nicht.“
Das stimmt nicht. Wenn du es fühlst, dann ist es echt. Wie wir es herstellen oder wie das Gefühl entsteht, ist ein Stück weit egal.
Wenn du dich an etwas Schönes erinnerst, dann verändert sich eventuell dein Zustand und du fühlst dich berührt oder du lächelst, auch wenn das Erlebnis schon länger her ist.

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14 Kommentare

  1. Danke Dami… deine Videos helfen mir immer wieder…
    Es liebs Grüessli
    Esther

    Antworten
    • 🙂

      Antworten
  2. Liebe Dami,

    danke für diesen Beitrag, war wieder sehr interessant. Liebe Grüße aus Wien

    Antworten
  3. Ich finde deine Passion „Hilfe zur Selbsthilfe“ einmalig. Mir geben deine Hinweise Hoffnung. Hoffnung mir auch in schwierigen Gefühlssituationen selbst zu helfen. Ich arbeite schon so lange therapeutisch…

    Antworten
    • Vielen Dank!

      Antworten
  4. Liebe Dami, ich habe bei dem Beitrag lächeln müssen – und schon geht es mir besser 🙂

    Antworten
    • 🙂

      Antworten
  5. Oft fühle ich mich nach einem schönen Tag am nächsten sehr traurig, alleine, einsam, …
    also glaube ich gerne, dass es da einen Zusamenhang gibt. ichhabe aber nicht verstanden, wie man den auflösen kann!?

    Antworten
    • Hallo Marie,
      der erste Schritt ist zu erkennen, dass die Traurigkeit und Einsamkeit nichts mit den schönen Ereignissen zu tun haben.
      Es ist bis zu einem gewissen Grad normal, dass unser Nervensystem nach Erregungszuständen (wozu auch Freude und Glück gehören)
      in einen Entspannungszustand schwingt. Sind diese Schwingungen durch Trauma aus dem Gleichgewicht gekommen, dann geraten wir schnell
      außerhalb der Toleranzgrenzen, also entweder in die Übererregung oder in die Untererregung. Ein Weg ist also, die Selbstregulation
      zu verbessern.
      Zum anderen können an freudige Zustände auch alte Überzeugungen gekoppelt sein, weil eine Expansion früher oft bestraft wurde.
      Dann gilt es zu schauen, dass das heute nicht mehr passiert. Du kannst zum Beispiel den Kontakt zu lieben Menschen suchen oder dir etwas
      Gutes tun, einen Spaziergang, ein gutes Buch oder einen Cafebesuch…alles was dir helfen kann diesen inneren Zustand von Traurigkeit und Einsamkeit (State) zu wechseln. Das fühlt sich am Anfang oft fremd und nicht echt an. Aber mit jeder Wiederholung können sich neue neuronale Bahnen bilden und
      du wirst mit der Zeit erkennen, dass du vielleicht eher müde bist, als traurig und einsam.
      Ich hoffe, das ist so verständlich für dich.
      Herzliche Grüße
      Dami

      Antworten
  6. Grüß Dich Dami,
    bin über 60, habe eine 18-jährige Tochter. Seit 16. Lebensjahr bipolare Störung, Missbrauchserfahrung……
    Eckard Tolle beschreibt ein ähnliches Phänomen mit dem Schmerzkörper ! Hier ist allerdings zusätzlich eine periodische Wiederkehr der niedrigenergetischen Zustände miterfasst.
    Meine Tochter machte eine Beobachtung bei meinen wiederkehrenden Knieschmerzen, die sie auf Verknüpfungen im Gehirn zurückführt. Andere nennen es auch Schiene(Hamer). Während eine erste körperliche Beschwernis auftrat mit gleichzeitiger niedriger emotionaler Energie, wurde gleichzeitig wie eine Markierung gesetzt. …..So beobachte ich gelegentlich Schmerzen am Gelenk des linken Zeigefingers und kann feststellen, dass ich kurz vorher jemanden „falsch berührt“ habe, gleichbedeutend mit unpassend bzw. grenzüberschreitender Kommunikation……herzliche Grüße und erfüllenden Bretagneaufenthalt…..deine Beiträge haben mich schon aufbauend begleitet. Mehr als Dank sei Dir.
    Brigitte

    Antworten
  7. Liebe Dami,
    das verstehe ich nicht. Wenn traumatische Erlebnisse häufig an eine hohe Energie gekoppelt sind, warum sind in dem Beitrag dann Möglichkeiten aufgelistet, mein Energieniveau zu erhöhen (atmen, tanzen, auf der Stelle springen)?
    Viele Grüße

    Antworten
    • Liebe Insa,
      es geht nicht darum, den Energielevel zu erhöhen, sondern diesem ein anderes Gefühl zuzuordnen.
      Ein hoher Energielevel bei Trauma ist mit Angst, Scham oder anderen unangenehmen Gefühlen verbunden.
      Das kann dazu führen, dass ein hoher Energielevel im weiteren Leben dann immer wieder diese Gefühle
      reaktiviert, auch wenn es sich um freudige und schöne Erlebnisse handelt. Wird die allgemeine Grundstimmung
      oder sogar das Lebensgefühl davon geprägt, dann sind die Betroffenen in der Überzeugung gefangen, dass es
      keine Freude oder Glück für sie geben kann. Darum macht es aus meiner Sicht Sinn zu lernen, den State bewusst zu wechseln.
      Ich hoffe, das ist für dich verständlich.
      Herzliche Grüße
      Dami

      Antworten
  8. LIebe Damir,

    Ich danke Dir sehr!!!!!! für Deine tolle Arbeit hier im Netz. Bin selbst Betroffene und auch als beratende / therapeutische Fachkraft tätig. Und auf beiden Ebenen sprechen mich Deine Beiträge sehr an und profitiere ich von Deinen Erfahrungen und Deiner hohen Professionalität. Bei Dir und Deinen Beiträgen ist für mich spürbar, dass Du weißt, wovon Du sprichst und dass es vielleicht genau diese Betroffenheit ist, die Quelle und Zugang zu der komplexen traumatogenen Psychodynamik in der Beziehung zu sich selbst und zu anderen geworden ist bzw. transformieren werden konnte ( sicherlich unter enormer Anstrengung und Kraftakt ) zu der so mitfühlenden, authentischen und respektvollen Therapeutin, als die ich Dich erlebe.
    Ich danke Dir sehr für Dein großes Engagement ( auch in der digitalen Aufbereitung und dem kontinuierlichem Angebot). Wenn meine aktuelle Weiterbildung beendet ist, freue ich mich jetzt schon, digitale Weiterbildungsangebote bei Dir in Anspruch nehmen zu dürfen. Danke!!!

    Antworten
    • Vielen Dank! 🙂

      Antworten

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