Heute möchte ich darüber sprechen, was Täterintrojekte sind.
Menschen, die körperliche oder auch seelische Gewalt erlebt haben, entwickeln häufig Täterintrojekte.
Ein Täterintrojekt ist der Teil von dir, der sich gegen dich selbst gewandt hat. Er benutzt die Worte, die der Täter oder die Täterin damals benutzt hat.
Vor allem, wenn es enge Bezugspersonen waren, die die Gewalt ausgeübt haben, dann ist das der Teil, der nie die Loyalität gebrochen hat.
Je enger die Beziehung war, desto wahrscheinlicher ist es, dass du heute mit Selbsthass oder selbstverletzendem Verhalten zu tun hast.

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Ein Täterintrojekt ist eine Identifizierung
Eine Identifizierung bedeutet, ich habe alles übernommen, was der Täter mir gezeigt hat.
Das bringt eine Reihe von psychischen Problemen mit sich.
Wenn ich heilen möchte, dann muss ich ständig gegen diesen Widersacher, gegen diese negative Stimme angehen.
Wenn du eine Stimme in dir hast, die nicht freundlich mit dir redet, dann kannst du davon ausgehen, dass das ein Täterintrojekt ist. Das sind die Worte, die du früher im Außen gehört hast.
Darum ist es wichtig, diese Stimme zu externalisieren und zu begreifen: „Das bin nicht ich!“.
Ein Täterintrojekt gehört zum Täter
Ein wichtiger Schritt ist zu verstehen, dass diese Einstellung zum Täter gehört und nicht zu dir!
Du hast sie nur übernommen, weil du damals keine andere Spiegelung hattest und du hast die Abwertung des Täters zu einem Teil von dir selbst gemacht.
Als Kind konntest du noch nicht sehen, dass es an demjenigen liegt, der dich so behandelt. Darum ist der logische Rückschluss zu glauben: „Wenn ich so behandelt werde, dann kann ich nichts wert sein.“ oder „Ich habe es nicht anders verdient.“.
Damit folgst du einem unbewussten Leitbild. Je länger du diesem Leitbild folgst, desto tiefer werden die damit verbundenen negativen Überzeugungen über dich selbst.
Wenn du glaubst, dass du nichts wert bist, dann behandelst du dich selbst so und lässt es unter Umständen zu, dass du auch weiterhin so behandelt wirst.
Das Drama der ständigen Wiederholung
Wenn Täterintrojekte zu viel Raum haben, ist die Gefahr groß, dass du immer wieder in Situationen gerätst, die das Trauma wiederholen. Es kann sein, dass du immer wieder auf Menschen triffst, die dich schlecht behandeln oder in Situationen kommst, die gefährlich für dich sind.
Wenn du immer denkst, mit dir ist etwas falsch, dann kannst du schwer erkennen, wie andere Menschen wirklich sind. Weil du glaubst, alle anderen sind „richtig“, nur du machst etwas falsch.
So kommt es auch immer zu Wiederholungen von selbstschädigendem Verhalten.
Ich empfinde es inzwischen fast als ein gesellschaftliches Problem, in wie vielen Menschen ein tiefer Selbsthass verwurzelt ist und ein Hass auf den eigenen Körper.
Die Angst, selbst zum Täter zu werden
Dieses Gefühl kommt oft, wenn man bemerkt, dass man etwas haben will, wenn man sich durchsetzt oder Aggressionen spürt. Dann ist die Angst groß, selbst gewalttätig zu sein.
Die tiefliegende Rage und die gleichzeitige Hilflosigkeit schüren die Verunsicherung, was passiert, wenn ich anfange mich zu wehren.
Dieses Gefühl, nur weil ich etwas will oder weil ich dich berühre oder in meine Kraft gehe, werde ich so wie er oder sie, löst Panik aus.
Das ist so tragisch, es nimmt so viel von deiner Schönheit, deiner Lebenslust und von dem, was du in die Welt bringen könntest.
Was du tun kannst
- überlasse es der anderen Person, dir eine Rückmeldung zu geben
- schau genau hin, von wem du dir eine Rückmeldung geben lassen möchtest und um was es geht
- lerne, wieder freundlicher mit dir zu sein
- erziehe die innere Stimme um
- bekomme immer mehr eine Pause zwischen Reiz und Reaktion, bevor du dir selbst Schaden zufügst
- traue dich, immer mehr in die Welt zu gehen
- sei geduldig und lass dir Zeit mit diesen Prozessen
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