Die Auswirkungen von frühen Verletzungen auf unsere Beziehungen
Beziehung sind ein wichtiger Bestandteil unseres Leben und haben enorme Auswirkung darauf, wie glücklich und erfüllt wir unser Leben wahrnehmen.
Leider sind gerade Liebesbeziehungen nicht immer einfach. Gerade, wenn wir in der Kindheit abgelehnt worden sind, distanzierte Eltern hatten oder schlimmeres, werden wir als Erwachsene in unseren Beziehungen -vor allem in Liebesbeziehungen – von diesen frühen Gefühlen heimgesucht.
Sie zeigen sich in allen möglichen Formen:
- Wir verlieben uns in Menschen, die sich nicht in uns verlieben oder schon gebunden sind
- wir suchen uns Partner, die uns nicht zugewandt sind und Nähe vermeiden.
- Wir suchen uns Partner, die kalt sind
- Wir suchen uns Partner, die uns belügen
- Wir suchen uns Partner, die total klammern und uns ersticken
etc.
Außerdem zeigt sich natürlich auch in unserem eigene Verhalten verschiedene Schwierigkeiten. Diese können sein: Nähe kaum zulassen zu können. Häufige Dramen zu inszenieren, die uns und unseren Partner im schlimmsten Fall in ein sogenanntes Dramadreieck sperren. Immer wieder in völlige Unsicherheit zu verfallen. Nicht alleine sein zu können uva.
All dies ist angelegt in unseren sog. Bindungsmustern, die sich im 1. Lebensjahr schon entwickeln. Hier entwickeln wir ein Muster, das uns ermöglicht so viel wie möglich mit unserer Bezugsperson in Kontakt zu sein.
Dieses Muster ist in der Kindheit ein Überlebensmuster, das sich an eine Bezugsperson anpasst, die vielleicht selbst nicht Liebes- oder Beziehungsfähig ist.
Später erst zeigt sich dann, wie ungesund dieses Muster ist.
Häufig lässt es sich bei traumatisierten Menschen erkennen, dass sie sich zudem auch noch in andere traumatisierte Menschen verlieben und hier kommt ein Muster zum tragen, das sich traumatic Bonding nennt. Die beiden Verliebten erleben zunächst den Himmel auf Erden. Fühlen sich zutiefst verstanden und verbunden. Nach einiger Zeit beginnt dann jedoch oft die sog. traumatische Übertragung und dann wird es, um es nett auszudrücken, häufig kompliziert und schmerzhaft. Ähnlich kompliziert wird es, wenn es dir schwer fallen sollte, dich in Beziehungen fallen zu lassen. Dann werden die ursprünglichen Bindungsstörungen in der Partnerschaft nämlich auch mal schnell zu einem tiefgreifenden Traumata.
An dieser Stelle lege ich dir meinen Blogartikel zum Thema „Wie kann man gute Freundschaften pflegen?“ ans Herz. In meinem Blog erfährst du auch, worauf du bei der Suche nach einem geeigneten Traumatherapie-Therapeuten achten musst.
In diesem Video versuche ich dir ein bisschen mehr über diese Muster zu erklären:
Transkript:
Partnerschaften und Liebesbeziehungen sind für viele Menschen mit einer Traumatisierung oft nicht so einfach. Allerdings geht es hier auch oft um das Thema Bindung und das Thema Bindung platziere ich sehr stark im Bereich Entwicklungstrauma, denn es ist oft ein Teil davon.
Unter Bindung verstehen wir die Art und Weise wie wir mit Menschen in Verbindung gehen. Zeigen tun sich unsere sogenannten Bindungsmuster vor allem in Liebesbeziehungen. In allen anderen Beziehungen kommt es sozusagen zum Vorschein, aber oftmals nicht in der Deutlichkeit und Massivität wie wir diese plötzlich in einer Liebesbeziehung sehen. Das wir uns dort immer auf die gleiche Weise verhalten und uns womöglich immer die gleichen Dinge Angst machen und wir das Gefühl haben wir scheitern auch immer an den gleichen Felsen miteinander.
Und ein großes Thema darin nennt man „traumatische Bindung“, das heißt es gibt eine Art und Weise wie Menschen, wenn beide traumatisiert sind und sich diese Bindungsmuster am stärksten bemerkbar machen, miteinander in Kontakt gehen.
Traumatisierungen hinterlassen nicht nur negative Spuren in uns, sondern es gibt mittlerweile auch ein riesiges Feld, das sogenannte traumatische Wachstum. Menschen, die ein Trauma integriert haben und davon berichten wie viel reicher ihr Leben einfach ist und wie viel bewusster sie heute leben. Wie viel empathischer sie mit der Welt sind, mit sich selbst und andere Dinge. Diese Menschen haben auf ihr Trauma hin ihr Leben umgestaltet.
Dies ist ein Feld. Es gibt aber auch sozusagen eine Intensität die Menschen mit Trauma in sich tragen. Ein Erleben von Leben und Tod macht meiner Meinung auch oftmals Türen auf die in unsere eigenen Tiefen führen. Vielleicht auch in die Tiefen dieser Welt. Das mag ich nicht zu beurteilen oder zu sagen, aber es macht auf jeden Fall die Türen auf zu unseren eigenen Tiefen und Abgründen natürlich auch, aber aus dieser Tiefe hinaus in eine Begegnung zu gehen kann einfach hochintensiv sein. Und wenn zwei Menschen das machen, sich aus dieser Intensität zu begegnen, dann passiert durchaus etwas sehr magisches. Man begegnet sich auf eine magische Weise. Da ist so viel Intensität drin, da ist so viel Liebe drin, am Anfang auch oft sehr viel Begehren und Zuwendung. Man fühlt sich unendlich verstanden und hat das Gefühl „Jetzt komme ich an“. Und das ist natürlich ein riesiges Geschenk, das kann zum Teil wunderschön sein.
Nach zwei bis drei Monaten, manchmal auch einem halben Jahr, fängt das, was da noch drunter liegt (nämlich die Zerstörungskraft die ein Trauma hat), an aktiv zu werden. Vor allem wenn wir frühe Traumatisierungen haben, die auch mit unserer Bezugsperson passiert sind, dann sind Menschen die uns nahe kommen mit dem Marker „Gefährlich“ versehen. Dann beginnt ein Ping-Pong Spiel von Übertragung und Projektion und dies kann dann zu einem wahnsinnig explosiven Gemisch werden. Oftmals scheitern Leute daran, wenn auf einmal diese ganzen Verletzungen hochkommen und die Traumata aktiviert werden.
Hier liegt allerdings die Chance darin wenn man miteinander gehen kann und miteinander reden kann, wenn man auch Unterstützung von außen erhalten kann und wenn möglichst Beide in der Lage sind die Metaebene halten zu können. Das heißt immer wieder hoch gehen zu können und sich zu fragen „Was passiert denn hier jetzt?“ und dem Partner klar zu machen, das es nichts mit ihm zu tun hat und man seine eigene Situation erst einmal klären muss. Wenn man die Projektion immer wieder löst, dann hat man eine riesige Chance hier einen transformativen Prozess zu machen.
Wenn Beide aber noch sehr identifiziert sind und noch tief drin hängen, dann führt dies oft zu vielen neuen Verletzungen, zu viel Schmerz und Leid. Weil es eben so nah ist und man sich auch nicht trennen will, weil es so schön war und man auch das Potenzial der Schönheit und der Liebe darin auch spüren kann. Und dann kommt der ganze andere Kram hoch und fängt an diese Bindung zu zerstören.
Das ist tragisch und ich kann Dir an dieser Stelle auch keine schnelle Lösung geben, aber ich möchte sagen das es dies gibt und es nichts individuelles ist das nur Du hast und es wirklich bei vielen Menschen in Gang kommt die so ein Trauma in sich tragen.
Dieses „Traumatic Bonding“ basiert auf einer sehr starke Bindung mit viel Energie und kann aber auch unter Umständen sehr anstrengend sein. Das hat nichts damit zu tun das Du persönlich falsch bist sondern es ist leider einfach eine Traumafolge über die nicht so viel gesprochen wird, aber die dennoch da ist. Das die Magie sich in Horror verwandeln kann. Auf verschiedenen Stärkestufen natürlich.
Du brauchst also Verständnis für dich und Verständnis für deinen Partner oder deine Partnerin und das ganze distanziert betrachten kannst. Das Du siehst, hier kommen unsere Muster in Gange, hier arbeiten sich Muster aneinander ab. Und wenn du das schaffst, immer wieder raus zu gehen und zu betrachten was da passiert dann habt ihr natürlich auch die Chance hier eine wunderbare Beziehung aufzubauen. Aber ihr braucht immer wieder dieses Auseinander gehen, reflektieren, anschauen und auch Hilfe von Außen die das unterstützt damit ihr euch wieder klar begegnen könnt. Damit nicht immer in diesem Feld zwischen „Dir“ und „Mir“ diese Haufen an Projektionen und Übertragungen steht.
Traumatic Bonding existiert und es kann eine Herausforderung sein damit umzugehen und das Wissen, das ich dir vermittelt habe kannst du vielleicht nutzen um ein wenig milder mit dir und ein wenig milder mit deinem Partner umzugehen und ihr sehen könnt, das es ein Muster hat. Wie ich schon gesagt habe gibt es leider keine schnelle Lösung, die gibt es nie, aber es geht darum immer mehr beobachten zu lernen und immer mehr zu lernen darin auszuatmen und es betrachten zu können als etwas, das in uns arbeitet. Um Schritt für Schritt da hinaus gehen zu können.
Dabei wünsche ich dir alles Gute und hoffe, du konntest ein paar Anregungen finden.
Bis zum nächsten Mal
Dami
PS: Wenn du auf der Suche nach mehr Handwerkszeug für eine gelingende Partnerschaft bist, dann könnte der Online-Kurs „Erfüllte Liebe leben“ etwas für dich sein!
Was kann ich tun, wenn mein*e Partner*in traumatisiert ist?
Der größte Fehler, den du machen kannst, ist ins Täter-Opfer-Retter-Dreieck abzurutschen. Du bist nicht der*die Retter*in deines Partners* bzw. deiner Partnerin*. Du bist selbst ein Mensch und musst dir deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche zugestehen. Du bist nicht dafür verantwortlich, die Partnerin*/den Partner* zu „retten“. Erkenne deine eigenen Bedürfnisse und respektiere sie. Du darfst auch mal nein sagen und Grenzen ziehen. (Erfahre in meinem Blog auch mehr dazu, wie du Nein-sagen lernen kannst.)
Außerdem solltet ihr unbedingt darauf achten, dass sich die Verantwortung für das Trauma nicht verschiebt. Es liegt nicht im Verantwortungsbereich des Partners*/der Partnerin* penibel auf die Wortwahl zu achten, damit die traumatisierte Person nicht getriggert wird. Das macht dich/euch befangen und sorgt dafür, dass das Trauma zwischen euch in die Mitte geholt wird.
Co-Regulation in der Beziehung
Eine tolle Strategie ist das gemeinsame Üben der Co-Regulation. Die traumatisierte Person muss lernen anzuerkennen, dass es in dir eine Person gibt, die da ist. Setzt euch einfach zusammen, haltet euch an der Hand und zeigt euch, dass ihr füreinander da seid – ganz ohne Hintergedanken oder Verpflichtungen.
Versuche außerdem, deinem Partner*/deiner Partnerin* zuzuhören und keine Ratschläge zu geben. Die Symptome und Begleiterscheinungen eines jeden Traumas sind individuell. In der Regel treffen nicht traumatisierte Menschen selten „ins Schwarze“, wenn sie Betroffenen Tipps geben möchten. Höre stattdessen zu und mache deinem Gegenüber vor allem verständlich, dass du zuhörst und er*sie immer auf offene Ohren bei dir stößt.
Weitere Tipps zum Umgang mit traumatisierten Menschen in einer Partnerschaft findest du in meinem YouTube-Video: