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Warum wir immer wieder das Gleiche tun

von | 08.07.2017 | 0 Kommentare

Einstein hat einmal gesagt, dass man Wahnsinn daran erkennt, immer wieder das gleiche zu tun und jedes Mal ein anderes Ergebnis zu erwarten.

Nun würde jede und jeder von uns behaupten intelligent zu sein…Warum ist es dann so schwer das eigene Verhalten zu ändern?

In diesem Video versuche ich darauf eine Antwort zu geben:

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Hallo, ich bin Dami Charf, die Gründerin der Methode Somatische emotionale Integration SEI), arbeite als körperorientierte Psychotherapeutin (nach dem Heilpraktikergesetz) in Göttingen und Ausbilderin für Traumatherapie, Schocktrauma und Entwicklungstrauma. Ich beschäftige mich seit fast dreißig Jahren mit Menschen und mit mir. Wie wir funktionieren? Was uns prägt? Hiermit möchte ich etwas von meinem Wissen zur Verfügung stellen, um dir die Möglichkeit zu geben, neue Erkenntnisse über dich zu gewinnen und daraus folgend anders über dich zu denken, andere Dinge zu tun oder auch zu erleben.

Was ist ein mentales Muster?

Unser Gehirn besteht aus Milliarden von neuronalen Verschaltungen. Einige nutzen wir mehr, einige weniger. Je mehr wir bestimmte Dinge tun oder denken, bilden sich Verschaltungen. Man sagt, „neurons that fire together, wire together.“ Neuronen, die zusammen Impulse geben, verlinken sich miteinander.

Das kannst du dir so vorstellen: du lernst ein Instrument. Am Anfang kommt es dir oft so vor als hättest du zwei linke Hände, du musst viele Dinge gleichzeitig beachten und tun. Der Gedanke, oje, das kriege ich nie zusammen, taucht vielleicht auf, weil du jede einzelne Bewegung einzeln steuern und wahrnehmen musst. Wenn du eine zeit lang geübt hast, denkst du über die einzelne Bewegung nicht mehr nach. Das hat damit zu tun, dass immer dieselben Schaltkreise im Gehirn angesteuert worden sind und diese anfangen sich zu verschalten wie ein eigenes neuronales Netzwerk, das die Bewegungsfolge ein Instrument spielen abruft.

Neuronale Autobahnen

Diese starken Vernetzungen nennt man auch neuronale Autobahnen. Neuronale Autobahnen sind sehr praktisch im Alltag. Sie automatisieren Abläufe. Aus evolutionärer Sicht ist das sinnvoll. Wenn du den ganzen Tag immer wieder über jede Bewegung nachdenken müsstest oder über die vielen kleinen Entscheidungen, hättest du keine höheren Gehirnkapazitäten mehr frei für andere Dinge.

Andererseits stellt es ein Problem dar. Sie führen auch dazu, dass wir auf Situationen reagieren, wie wir gar nicht wollen. Oder viel zu wenig nachdenken, was wir tun, weil sie so automatisiert sind, dass sie uns keinen zweiten Gedanken wert sind.

Je mehr neuronale Autobahnen wir haben, desto mehr fahren wir diese Autobahnen, desto weniger ist uns bewusst, was wir tun und desto weniger können wir einlenken.

Wenn du z.B. länger in einer Beziehung bist (oder jemals in einer warst) und ihr streitet euch, hast du gedacht, schon wieder das gleiche. Du denkst es und gibst Gas, fährst auf der Autobahn und kannst nicht mehr aussteigen. Am Ende des Streits stellst du fest, es gab nichts neues, wir hätten uns das alles sparen können. Alle Positionen sind so geblieben wie vorher. Das ist ein mentales Muster, eine angelegte Autobahn, die wir einfach entlang fahren. Es ist nicht ganz einfach, von dieser Autobahn herunterzukommen. Stell dir vor, du fährst mit 200kmh über eine reale Autobahn und willst in einen Feldweg abbiegen.

Die Brille, durch die wir die Welt sehen

Ein weiterer Aspekt des mentalen Musters ist die Brille, durch die wir die Welt sehen. Wir nehmen die Welt nicht so wahr, wie sie ist, sondern wir sehen, was wir schon kennen und wir sehen, was wir erwarten. Auch unser Körper hat das abgespeichert. Das bedeutet, der Körper gibt die ganze Zeit Signale an das Gehirn, es wird bewertet, was draußen geschieht und so nehmen wir das dann wahr.

Das Problem ist, wenn wir z.B. gestresst sind, sehen wir alles, was an diesem Tag passiert durch eine bestimmte Brille und du sagst, siehst du, der Tag ist einfach daneben, alles läuft schief. Im schlimmsten Fall sagst du das über ganze Lebensabschnitte. Es ist gar keine Frage, dass im Leben schlimme Dinge passieren und etwas schief läuft. Aber wenn wir diese Perspektive erst mal eingenommen haben, fangen wir an, danach zu suchen, was uns diese Annahme bestätigt. Das Phänomen nennt man fachsprachlich ‚confirmation bias’, also ein Bestätigungsvorannahme. Wir suchen nach Informationen, die bestätigen, was wir wissen.

Diese mentale Brille, dieses mentale Muster, ist ein sehr tiefes Muster. Es ist sehr schwer, davon zurückzutreten, weil ich anfangen muss, meine eigene Wahrnehmung und Überzeugungen in Frage zu stellen. Das ist natürlich hoch verwirrend, irgendjemand muss ich glauben. Da ich nun ich bin, glaube ich natürlich am ehesten mir. Dennoch ist es manchmal sinnvoll, es nicht zu tun oder zumindest ein Fragezeichen dahinter zu setzten.

Es ist möglich, diese Muster etwas aufzuweichen

Du kannst dich fragen:

  • Wenn ich die Perspektive wechsele, was könnte noch wahr sein?
  • Wie könnte ich noch wahrnehmen, was hier gerade passiert?
  • Wie könnte ich die Meinung von jemandem noch wahrnehmen?
  • Welche Überzeugung könnte genauso wahr sein, wie meine?

Vielleicht hast du Lust, das mal in deinen Alltag einzufügen. Sei gnädig mit dir. Wenn du erst mal auf der Autobahn bist, dann kommst du da nicht so schnell runter.

Veränderung funktioniert nur so lange Du entspannt bist

In der täglichen Realität kannst du dich verändern. Solange du entspannt bist, kannst du an dir arbeiten. Wenn du in Stress kommst, sei geduldig mit dir. Das ist ein bisschen wie auf einer Rutsche, du sitzt noch oben, jetzt könntest du noch runtersteigen, aber wenn du erst mal rutscht, dann rutscht du.

Was du lernen kannst, beobachte dich beim Rutschen.

  • Was tust du da gerade?
  • Was passiert in der Situation?
  • Wie fühlt es sich für dich an?

Schau hinterher, welches Ergebnis die Fahrt für dich und für die Menschen um dich herum hat. So lernst du Bewusstsein in die mentalen Muster, in die Autobahnen zu bringen, die du angelegt hast. Je bewusster sie werden, desto eher können sie sich ändern.

Das Gehirn kann sich durch Selbstbeobachtung verändern

Durch die Hirnforschung weiß man heute, dass sich das Gehirn durch die Beobachtung von sich selbst verändern kann. Aber wir müssen es wirklich fühlen, nicht nur erkennen, sondern wirklich erfühlen, dass es so ist. Das ist ein Abenteuer, das braucht seine Zeit. Du wirst dir zu schauen, wie du immer wieder das Gleiche machst. Das ist normal. Habe etwas Geduld.

Gibt es traumatische Erfahrungen im Hintergrund sind diese Muster oft noch tiefer geprägt. Es ging darum zu lernen, wie ich überlebe und mein Gehirn legt diese Überlebensmuster heute auf die Realität und filtert meine Wahrnehmung. Das macht es noch etwas schwieriger.

Aber wie gesagt, fang an deine Muster zu beobachten, sie zu sehen und in Frage zu stellen, ob sie heute noch so nötig sind. So bekommst du etwas Luft und Weite in deine Wahrnehmung. Das kann ich dir nur ans Herz legen weil es mit der Zeit die Muster lockert und sie sich verändern können.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Bis zum nächsten Mal
Dami

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