Freundschaften pflegen: Wie du schöne Freundschaften erreichen kannst

Ich werde immer wieder gefragt: „Wie lebt man eigentlich gute Freundschaften? Und wie kann man diese Freundschaften pflegen?“
Freundschaften sind sehr kostbar. Aus meiner Sicht gehören sie zu den wichtigsten Dingen im Leben. Das Gefühl, verbunden zu sein und bei Freunden ein Zuhause und Geborgenheit zu finden, hat eine große Wirkung auf die Lebensqualität, die eigene Stabilität und das Wohlbefinden.

Dennoch fällt es manchen Menschen schwer, gute Freunde zu finden, schöne Freundschaften in ihr Leben zu bringen und diese Verbundenheit und tiefe Nähe zu erzeugen und zu erhalten. Dieses Problem beginnt oft schon mit den ersten Kontakten und dem näheren Kennenlernen.

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Gute Freunde finden: Wie lerne ich überhaupt jemanden kennen?

Wenn wir jemanden neu kennen lernen und wir diesen Menschen sympathisch finden, dann hat jeder von uns seine ganz eigene Art in Kontakt zu gehen. Bei traumatisierten Menschen kann dieser Kontaktaufbau gewissen Störungen unterliegen, die es ihnen schwer macht:

Folgen von Entwicklungstraumata und den daraus resultierenden Bindungsmustern, den Ängsten und Überzeugungen, können zum Beispiel sein, dass wir unter Umständen

  • zu schnell in Verbindung oder in eine Bindung gehen und zu schnell Nähe herstellen oder
  • immer im Misstrauen bleiben und uns ständig aufs Neue vergewissern, ob der andere vertrauenswürdig ist.

So funktioniert eine wirkliche Freundschaft natürlich nicht.

Eine gute Freundschaft basiert auf Vertrauen

Orientierung ist ein wichtiger Bestandteil in unserem Leben. Sie bedeutet, dass ich im Hier und Jetzt sein kann und sie bedeutet auch, dass ich weiß, wo ich stehe.
Irgendwann muss ich damit aufhören, mich ständig zu orientieren, vor allem im Umgang mit anderen Menschen.
Wenn ich jemanden öfter getroffen und näher kennengelernt habe, dann muss ich an den Punkt kommen, wo ich sage:
„Ich vertraue dir, ich möchte diese Verbindung mit dir gern vertiefen!“
Ab diesem Zeitpunkt muss es möglich sein, dass auch mal etwas schiefläuft oder vielleicht sogar etwas Verletzendes geschieht, ohne dass ich sofort die ganz Freundschaft in Frage stelle. Es bringt sehr viel Stress in die Verbindung, wenn es immer um „ganz oder gar nicht“ geht und jeder Konflikt ein Auslöser ist, die Freundschaft zu beenden. Gegenseitiges Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung, um eine Freundschaft zu pflegen.

Eine Freundschaft wächst und vertieft sich Schritt für Schritt

Der andere Punkt ist das, was passieren kann, wenn ich zu schnell in Nähe gehe. Wenn ich jemanden gerade erst kennengelernt habe und demjenigen schon bei den ersten Treffen meine ganze Geschichte erzähle und vielleicht auch meine ganzen Traumata, dann hat das in der Regel die Folge, dass der andere überfordert ist und sich zurückzieht.

Das ist am Anfang zu viel und es geht auch erstmal darum zu schauen, ob ich die andere Person überhaupt mag. Wenn ich eine Freundschaft pflegen will, darf ich nicht vergessen:Eine Freundschaft braucht Zeit und Raum zum gegenseitigen Kennenlernen.
Es ist ein gegenseitiges Offenbaren der eigenen Person, Stück für Stück. Ich zeige ein bisschen von mir und von meiner Verletzlichkeit und schaue, wie du damit um.

  • Steigst du darauf ein?
  • Zeigst du auch etwas von dir?
  • Bist du empathisch?
  • Kannst du zuhören?
  • Stellst du Fragen?
  • Bist du überhaupt bei mir?

Auf diesem Level ist es noch nicht schlimm, wenn es nicht funktioniert, weil wir uns noch kennenlernen.
Wenn aber beide in kleinen Schrittchen gemeinsam tiefer gehen

  • in die Verletzlichkeit,
  • in das Zeigen,
  • in die Nähe,
  • in die Intimität,

dann können wir mit der Zeit sagen, wir sind befreundet.

Die Freundschaft pflegen

In einer Freundschaft schaue ich, was die andere Person mag. Kann ich ihr eine Freude machen? Und ich schaue auch, ob das, was wir voneinander wollen, zusammenpasst. Ist die Art unserer Beziehung für beide Seiten stimmig? Welche Intensität und Form von Kontakt möchte jeder von uns gern mit dem anderen haben und finden wir einen Weg, um uns mit unseren Vorstellungen zu treffen.
Dazu gehört auch, offen anzusprechen, wenn etwas nicht passt. Was vielen Menschen mit Entwicklungstrauma und Bindungstrauma schwerfällt, ist ein freundliches Austarieren.

Was willst du? Was will ich?

Ein weiterer Schritt für eine tiefe Freundschaft ist, sich gemeinsam zu finden und einzuordnen, wo wir miteinander stehen. Auf der Skala von „ferne Bekanntschaft“ bis „intime Freundschaft“ gibt es viele Abstufungen und Möglichkeiten. Es macht die Qualität von Verbindung nicht „schlecht“, wenn wir Bekannte sind, die sich gelegentlich treffen. Und es kann Freunde geben, die mir sehr nahestehen, die ich aber nur sehr selten sehe.
So ist das eben mit dieser Person!
Wenn wir mehr zulassen können, dann haben wir unterschiedliche Menschen in unserem Leben, mit denen wir unterschiedliche Dinge erleben und unternehmen. Und dann ist es ist schön, das mit diesem Menschen zu teilen!

Jede dieser Begegnungen ist schön, so wie sie ist.

Wenn ich Freundschaften pflegen will, geht es genau darum, diesen Punkt zu finden, wo und wie es passt. Das ist für mich die Art und Weise, wie man Freundschaft schließt, lebt und erhält.

Jede Freundschaft und auch Beziehung lebt von Zeit. Deshalb muss ich gut schauen, wie viel Zeit ich für diesen Menschen habe und wieviel Zeit diese Person für mich hat.
Und wie wir uns gegenseitig behandeln. Wir müssen gut darauf achten, diese Freundschaften lebendig zu halten, auch in unserem hektischen Alltag.

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