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Woran erkenne ich ein Trauma

von | 02.07.2017 | 1 Kommentar

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Hallo und herzlich willkommen! Ich freue mich, dich hier begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Dami Charf und ich bin die Gründerin der Methode Somatische Emotionale Integration (SEI). Heute möchte ich etwas darüber erzählen, woran man eine Traumatisierung erkennt. Viele Menschen sind sich total unsicher bei einer Einschätzung z.B. in Bezug auf Freunde oder Familienmitglieder. Aus meinem Umgang mit Trauma in der Praxis kann ich ein paar Erkennungszeichen nennen, an die ich mich selbst zur Zeit halte. Das hat keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, aber ich komme damit gut zurecht.

Schock-Trauma und Entwicklungs-Trauma

Wie bei vielen anderen Themen schon angesprochen, müssen wir hier wieder zwischen Schocktraumata und Entwicklungstraumata unterscheiden. Einerseits sind da die ganzen klassischen Symptome, wie Flashbacks und Intrusionen, also dass Erinnerungen und Bilder auf einen einstürmen. Das sind typische Symptome von Schocktraumata. Es gibt aber ganz viele Menschen, die so spezifische Symptome gar nicht haben, die Symptome sind sozusagen ein bisschen subtiler (ohne dass sie nicht trotzdem sehr viel Leiden verursachen). Weiter gibt es allgemeine Symptome, also welche Schocktraumata und Entwicklungstraumata gemeinsam haben. Diese haben mit Übererregung zu tun. Das kann sich so äußern, dass das ganze Nervensystem ständig auf einem sehr hohen Aktionsniveau ist, oder auch durch heftige Wechsel zwischen extremer Erregung und einem Mangel an Erregung, wie bei einer Depression, wo der Erregung statt der normalen Entspannung sozusagen das Kollabieren folgt.

Schock-Trauma erkennen

Bei Schocktraumata achte ich darauf, ob die betroffene Person von dem auslösenden Ereignis erzählen kann. Wenn das so ist, auch wenn sie dabei traurig ist und weint, dann handelt es sich zwar um ein schreckliches Erlebnis, aber nicht um ein traumatisches. Bei traumatischen Ereignissen können Menschen nicht darüber reden, ohne von sich selbst und von ihrem Gegenüber auf Distanz zu gehen. Lass es mich so erklären: Wenn eine Person von einem traumatischen Erlebnis erzählt, dann wird sie von Gefühlen und Bildern überflutet und kann das genauso wenig aushalten, wie bei dem Ereignis selbst.

Dann bleiben zwei Möglichkeiten: Einerseits könnte die Person dissoziieren, sich also von ihren Gefühlen abspalten, um von ihnen nicht mehr so erdrückt zu werden. Als Gegenüber merkt man das dann z.B. an einer sehr flachen Stimmlage. Du kennst das vielleicht am Beispiel deiner Großeltern, wenn sie vom Krieg erzählen und ihre Stimme ganz ausdruckslos wird. Ihnen fehlt dann völlig der Zugang zu den Gefühlen, die sie bei diesen Erlebnissen hatten. Manchmal kommt es sogar vor, dass Menschen beim Erzählen an Stellen lächeln, wo es einem als Zuhörer schlecht wird. Oder sie erzählen von den Ereignissen in einem unpassenden Rahmen.

Die andere Möglichkeit ist, dass die Gefühle beim Erzählen überhaupt nicht abflachen. Sie sind so stark, dass die Person sie nicht halten kann und gewissermaßen unter ihnen zusammenbricht. Das geht über gewöhnliche Traurigkeit hinaus, die betroffene Person wird wie weggeschwemmt.

Entwicklungstraumata erkennen

Bei Entwicklungstraumata sehen die Symptome ganz anders aus, da dort die Verletzung über einen längeren Zeitraum stattgefunden haben und sich oft sozusagen in unserer Persönlichkeit festgesetzt haben. Häufig handelt es sich um sehr frühe Geschehnisse, etwa Vernachlässigung im Baby- oder Kleinkindalter. Allein gelassen zu werden ist in dieser Zeit ein Beispiel für eine hoch beängstigende, traumatische Situation. Das führt zu einer anderen Symptomatik als der oben angesprochenen. Betroffenen Menschen fehlt oft der Zugang zum eigenen Körper. Die eigenen Bedürfnisse und Gefühle werden völlig vernachlässigt. Die Personen sind gewissermaßen im Kopf und einer Welt des Intellekts gefangen. Sie empfinden das nicht zwingend als Gefangenschaft, als Freund oder Freundin sieht man dann eher, dass der Person etwas fehlt. Manche gehen dagegen vollkommen darin auf und machen daraus eine Karriere. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, denn schließlich muss jeder selbst bestimmen, ob er Leidensdruck hat oder nicht.

Aber damit haben wir dann oft als Grundsymptomatik ein Nicht-angekommen-sein im eigenen Körper, ein hohes Erregungsniveau im System, was eben oft dadurch kaschiert wird, dass man einfach weiter arbeitet oder weiter macht. Es gibt auch noch andere Symptome wie Schlaflosigkeit, depressive Episoden, Konzentrationsschwierigkeiten und Wutanfälle. Solche Dinge können einen Hinweis darauf geben, dass da früher etwas nicht so gut gelaufen ist, müssen aber nicht. Leider ist die therapeutische Psychologie keine exakte Wissenschaft. Aber wenn man merkt, dass man Leidensdruck bekommt und sich nicht mehr fallen lassen kann, Stress mit Vertrauen hat und ständig in Anspannung ist, dann ist das wohl ein guter Zeitpunkt, es näher zu untersuchen.

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1 Kommentar

  1. Dankeschön

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