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Die Schwierigkeit von Entspannung

von | 11.07.2017 | 2 Kommentare

Trauma und Entspannung – Warum es oft schwer ist für Betroffene sich zu entspannen

Wir alle haben immer wieder das Bedürfnis uns zu entspannen. Das ist nicht immer leicht, aber wenn wir Zeit und Muße haben dann gelingt es vielen Menschen ganz gut.

Sie setzen sich auf die Couch und lesen ein Buch, trinken einen Tee hören vielleicht entspannt Musik und kommen runter. Sie entspannen sich und fühlen sich wohl mit sich und der Welt.

Für Menschen mit einer Traumatisierung im Hintergrund ist das Ganze nicht so einfach. (Hier findest du eine Definition von Trauma.) Und tatsächlich besitzen nur noch wenige Menschen die Fähigkeit sich einfach zu entspannen und zur Ruhe zu kommen.

Nichts zu tun..

Viele Menschen sind nur noch am tun und machen, ohne jemals zur Ruhe zu kommen

Sehr oft frage ich Menschen, die zu mir kommen, was denn passiert, wenn sie mal nichts tun. Häufig schaue ich dann in erstaunte Gesichter mit einem großen Fragezeichen im Gesicht: „Was meinst du mit nichts tun?“

Nun ja, halt nichts tun. Nicht mit dem Handy oder Computer spielen, kein Fernsehen, keine Beschäftigung mit diesem oder jenem….

Genau das fällt vielen Menschen inzwischen extrem schwer.

Warum ist das so?

In der Ruhe der Entspannung warten alle unterdrückten Gefühle

Menschen bleiben inzwischen oft lieber beschäftigt als dass sie zur Ruhe kommen. Stille, Entspannung und Ruhe sind ein Eingangstor zu unseren Gefühlen. Wir fangen dann an uns zu spüren. Wir nehmen wahr, wie verspannt wir sind und ob wir traurig oder wütend sind.

Bei traumatisierten Menschen (egal ob bei erlebtem Entwicklungstrauma oder Schocktrauma) kommt dazu, dass sie plötzlich anfangen ihre Unruhe zu spüren. Das Hyperarousal (die Übererregung), die im Körper sitzt. Diese zu spüren kann sehr beunruhigend sein und emotional gefährlich. Instinktiv versucht man dieser Unruhe auszuweichen und sucht Ablenkung.

Wir sorgen dafür, dass unser „Außen“ so unruhig wird, wie unser „innen“

Damit Menschen diese innere Unruhe und die darin enthaltenen Ängste nicht spüren sorgen wir für ständige Stimulation und Beschäftigung im Außen. Wir rennen im wahrsten Sinne des Wortes vor uns selbst davon…

Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, hat einmal gesagt, dass diese Dauerstimulation von Außen dafür sorgt „to put the wolves asleep“ (die inneren Wölfe schlafen zu legen).

Unser Körper und die Unruhe darin sind leider auch der Schlüssel zu uns selbst. Erst, wenn wir uns trauen uns wieder zu spüren, haben wir eine Chance bei uns anzukommen. Unser zu Hause, das wir oft so verzweifelt überall suchen ist unser Körper. Und die Gemeinschaft mit anderen Menschen, die uns helfen zu landen.

In dem Video versuche ich noch mehr darüber zu erklären, warum Enspannung oft so schwer ist für traumatisierte Menschen:

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2 Kommentare

  1. Du hast vieles wirklich sehr gut zum Punkt gebracht. Damit hast du mir wirklich geholfen. Vielen Dank dafür!

    Antworten
    • Danke!

      Antworten

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  1. Nicht unten aus dem Fenster fallen – ZEiTENMOSAiK … Leben mit dissoziativer Identitätsstruktur - […] Tagen -wie heute- falle ich „unten aus dem Fenster“. Dami Charf beschreibt in ihrem Video „Die Schwierigkeit von Entspannung“,…

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